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Sonderdruck aus JAHRBUCH DES RÖMISCH-GERMANISCHEN ZENTRALMUSEUMS MAINZ 54. Jahrgang 2007 LORENZ RAHMSTORF · CHRISTOPHER PARE ZU GEWICHTSSTEINEN DER SPÄTHALLSTATT- UND LATÈNEZEIT LORENZ RAHMSTORF · CHRISTOPHER PARE ZU GEWICHTSSTEINEN DER SPÄTHALLSTATTUND LATÈNEZEIT Die Etablierung metrologischer Standards gehört zu den wichtigsten Merkmalen früher komplexer Gesellschaften, d.h. Gesellschaften, deren sozioökonomische Organisation zumeist ein protourbanes Niveau erreicht hatte 1. Die vorhandenen Quellen für metrologische Untersuchungen, sei es für Längen- 2, Hohloder Gewichtsmaße, sind bislang wenig systematisch untersucht worden. Dies gilt für die europäische Vorgeschichte insgesamt und speziell für die Späthallstatt- und frühere Latènezeit. Die Gewichtsmetrologie bietet im Vergleich zu metrologischen Untersuchungen zu Längen- und Hohlmaßen noch die beste Quellenlage, da sich hier eigens verwendete Artefakte wie Gewichte und Waagen erhalten haben, während mögliche Standards bei Längen- und Hohlmaßen meist nur indirekt über Hausgrundrisse oder Gefäße erschlossen werden können, was große Ungenauigkeiten und Ungewissheiten mit sich bringt. Allerdings sind metrologische Gewichte oft nicht einfach zu identifizieren, da sie selten markiert oder beschriftet sind oder eine Form besitzen, die für heutige Betrachter eine Ansprache als Gewicht einfach macht. Auch ist bei metrologischen Standards eine Spannbreite an konkurrierenden morphologischen und metrischen Normen zu erwarten, die zeitgleich in Benutzung gewesen sein können. Zudem ist die Bezeichnung »Gewicht« im Deutschen relativ unpräzise – kann darunter doch sowohl ein einfaches Objekt zum Beschweren (wie etwa ein Netzsenker, Lot 3, Webgewicht, Türgewichtsstein oder eine Gewebebaumbremse) als auch ein eigentliches Gewicht im metrischen Sinne gemeint sein. Letztere Objekte, deren Masse allgemein verwendete metrologische Einheiten repräsentieren, sollten deshalb präziser als »Waaggewichte« oder »Wiegegewichte« (vgl. »balance weights«, »scale weights« und »pan weights« im Englischen) bezeichnet werden. Aus diesem Grund wird in diesem Beitrag präziser von metrologischen Gewichten bzw. synonym von Waaggewichten gesprochen, wenn es sich unserer Meinung nach um solche Objekte handelt. Für die Identifizierung möglicher Gewichte ist die Kenntnis der Gewichtsmasse der Objekte von entscheidender Bedeutung. Leider ist es bis heute nicht üblich, alle Kleinfunde in Abschlusspublikationen mit Gewichtsangabe vorzulegen. Dies erschwert metrologische Untersuchungen ungemein, da das Gewicht der Objekte im Nachhinein ermittelt werden muss. Im Folgenden möchten wir eine Gruppe von Objekten aus der späten Hallstatt- und Latènezeit diskutieren, bei der es sich um metrologische Gewichte handeln könnte. Das Für und Wider einer solchen Identifizierung soll in diesem als Diskussionsbeitrag gedachten Aufsatz vorgestellt werden. In den letzten Jahren wird in der Forschung intensiv diskutiert, ab wann die ältesten protourbanen Siedlungen in Mitteleuropa auftreten (Biel / Krausse 2005). Lange Zeit wurde dies erst mit den Lt-C2-D-zeitlichen Oppida angenommen, doch heute erscheinen die »Fürstensitze« der Stufe Ha D wie z. B. die Heuneburg 1 In Gesprächen stellten beide Autoren fest, dass sie ähnliche Überlegungen zu den hier behandelten Objekten unabhängig voneinander angestellt hatten. An diesem gemeinsamen Aufsatz hat Ch. F. E. Pare bei der Katalogerstellung maßgeblich mitgewirkt, da er zusätzliches Quellenmaterial gesammelt hatte. Die Auswertung wurde von L. Rahmstorf vorgenommen und der Textteil des Beitrages von ihm geschrieben. Für Hinweise danken wir L. Hansen und M. Schönfelder (beide Mainz). Für Hilfe bei der Erstellung der Abbildungen danken wir I. Bell (Mainz). Für die Spätlatènezeit ist die Existenz von Längenmaßen durch den Fund eines Maßstabs in Manching nachgewiesen. Siehe Dannheimer / Gebhard 1993, 294 Kat.-Nr. 146 sowie auswertend und interpretierend Schubert 1992; 1994. 3 Zu Loten siehe Ellmers 2001; wie bei metrologischen Gewichten ist hier eine sichere Identifizierung einzelner Objekte nicht einfach. 2 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 265 4 1 2 3 5 7 6 9 11 8 10 12 Abb. 1 Späthallstattzeitliche und latènezeitliche Gewichte aus Stein mit Eisenöse aus Suddeutschland: 1-3 Wiesenthau-Schlaifhausen »Ehrenburg« (Kat.-Nr. 10; 1: ? [-] g; 2: 7400 [-] g; 3: 1108 [-] g). – 4 Lauffen am Neckar »Brunnenäcker« (Kat.-Nr. 5; ? [-] g). – 5-6 Herbertingen-Hundersingen »Heuneburg« (Kat.-Nr. 2; 5: 560 g; 6: ca. 2120 g). – 7 Niedererlbach »Erdwerk I« (Kat.-Nr. 6; 1475 [-] g). – 8 Stuttgart-Muhlhausen »Viesenhäuser Hof« (Kat.-Nr. 8; ca. 800 g). – 9. 11 Burgweinting »Mühlfeld« (Kat.-Nr. 1; 9: 1334 g; 11: ? [-] g). – 10 Walheim »Burg« (Kat.-Nr. 9; ca. 635 g). – 12 Reutlingen »Achalm« (Kat.-Nr. 7; ? [-] g). – (1. 3 nach Abels 1991-92; 2 nach Abels 1989-1990; 4. 12 nach F. Klein 2004; 5-6 nach Sievers 1984; 7 nach Müller-Depreux 2005; 8. 10 nach Originalvorlage; 9. 11 nach Zuber 2004 und Originalvorlagen). – M. = 1:3. 266 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit manche Kriterien einer protourbanen Siedlung zu erfüllen, und es wird angenommen, dass »die frühkeltische Zivilisation die Schwelle zur Hochkultur bereits um 500 v. Chr. erreicht hatte«, auch wenn dies nur eine ephemere Erscheinung blieb 4 (Krausse 2004a, 38; vgl. 2004b, 359-363). Waaggewichte sind bislang aus den Stufen Ha D und Lt A kaum bekannt – es stellt sich deshalb die Frage, ob eine Gewichtsmetrologie in dieser Zeit und in diesem Raum überhaupt vorhanden war. Die einzigen Objekte, die bisher in diesem Zusammenhang angeführt wurden, sind die zwei Gewichte vom Hellbrunner Berg bei Salzburg in Österreich (Moosleitner 1979, 68f. Abb. 13, 1; Kruta 2000, 728 s. v. »mesures«; Stöllner 2002, 106 Taf. 85; 189 f.). Das scheibenförmige Objekt aus Bronze (Abb. 2, 12), das wahrscheinlich in die späte Hallstatt- oder beginnende Frühlatènezeit zu datieren ist, ist »in dieser Zeit in der Zone nördlich der Alpen ein ausgesprochenes Einzelstück« (Stöllner 2002, 106). Das andere Gewicht ist gerundet doppelkonisch, mit einer Öse versehen und besteht aus Blei (Abb. 2, 13). Für dieses Gewicht findet T. Stöllner gute Parallelen in römischen Gewichten von Schnellwaagen (ebenda 263 Anm. 559), aus der vorrömischen Eisenzeit allerdings keine. Er sieht hier ein mögliches Quellenproblem aufgrund mangelnder Siedlungsforschung, da in Siedlungen eher solche Funde zu erwarten wären. Der Fund des bronzenen Waagebalkens (Abb. 6, 1) aus der Siedlung von Hochdorf (Flur »Reps«), der seit Anfang der neunziger Jahre bekannt ist, zeigt aber die Verwendung von Gewichten in dieser Zeit eindeutig an (Biel 1991, 101 Abb. 65; 1993, 45; 293 Abb. 23 Kat.-Nr. 145b; Krausse 2004a, Abb. [o. Nr.]), wie Stöllner selbst ausführt. Die Siedlung »Reps« von Hochdorf wird heute in die Stufe Lt A datiert (Biel 1997; 2001; 2007, 242 f.; Modarressi-Tehrani 2004, 9 f.). Im Folgenden möchten wir eine Anzahl von Gewichtssteinen aus verschiedenen Fundorten der Späthallstatt- und (Früh)latènezeit diskutieren, die möglicherweise bisher falsch als einfache Gegengewichte gedeutet wurden. Diese potentiellen Waaggewichte aus Stein (Abb. 1-2) sind kugel- bis eiförmig, teils auch abgeflacht oder mit einer Standfläche versehen und besitzen eine Öse aus Eisen auf der Oberseite, die aber öfter stark korrodiert oder ausgefallen ist. In ihrer Form und Gestaltung sind sie damit dem bereits als Waaggewicht allgemein anerkannten Bleigewicht vom Hellbrunner Berg ähnlich. Sie wurden bislang in der Literatur nicht als Waaggewichte angesprochen (siehe jetzt aber Steuer 2007, 554). Einzig in der Diskussion des Gewichtssteins aus Hoštice aus Böhmen (Abb. 2, 4) und vergleichbarer Objekte aus Danebury in England (Abb. 3, 3-4) wurde bislang eine metrologische Funktion dieser Objekte betont (Motyková 1977, 46; Cunliffe 1984, 408-412; Cunliffe / Poole 1991, 383). Diese Deutungen scheinen aber nicht in der deutschsprachigen Eisenzeitforschung Mitteleuropas wahrgenommen worden zu sein. So hat sich kürzlich A. MüllerDepreux im Rahmen der Besprechung eines Gewichtssteins aus dem späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Fundort von Niedererlbach (Abb. 1, 7) mit der Gruppe der Gewichtssteine mit Eisenöse auseinandergesetzt (Müller-Depreux 2005, 104-106). Ihrer Meinung nach stellen diese Objekte am ehesten Gegengewichte dar, etwa als Türgewichtsstein oder Gewebebaumbremse. Damit folgt sie (wie bereits andere vor ihr; Ruckstuhl 1989, 66 f.; Čižmář 1993, 208; Čižmářová 2004, 119; Torres Martínez 2005, 226) der Deutung von G. Jacobi, der an einen simplen Mechanismus mit Schnur denkt, mit dem sich Türen aufgrund des Gegengewichts selbsttätig schließen (Jacobi 1974, 61f.; bes. 1977/78, 131 Abb. 2). Eine Verwendung als Gewicht zum Wiegen möchte Müller-Depreux ausschließen, »denn in diesem Falle hätte man erwarten dürfen, dass die Steine irgendwelche Spuren von Bearbeitung – zum Erreichen des gewünschten Gewichtes – zeigen« (Müller-Depreux 2005, 106). Im Folgenden sollen mehrere Argumente genannt werden, die eine Funktion dieser Objekte als Waaggewichte jedoch wahrscheinlich werden lassen. Ein eindeutiger Beweis für diese neue Deutung kann hier zwar nicht erbracht werden, jedoch erscheinen uns die Indizien ausreichend, um eine Nutzung dieser Objekte als Gewichte in Betracht zu ziehen. Als Argumente können angeführt werden: 4 Hierbei verwundert allerdings der Titel des Beitrags »Älteste Hochkultur Europas«, da nach allgemeiner Auffassung in Grie- chenland im früheren 2. Jh. v. Chr. die älteste Hochkultur Europas entstand. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 267 1 3 2 5 4  10 6 8 11 9 12 13 Abb. 2 Späthallstattzeitliche und latènezeitliche Gewichte aus Stein mit Eisenöse aus der Schweiz (1), Tschechien (2-8), Slowakei (9-10) und Österreich (11) sowie ein Scheibengewicht aus Bronze (12) und ein Ösengewicht aus Blei (13) aus Österreich: 1 Neunkirch-Tobeläcker (Kat.-Nr. 11; 2860 [-] g). – 2 Sedlec-Hůrka (Kat.-Nr. 18; 71 g). – 3 Středokluky (Kat.-Nr. 19; ? [-] g). – 4 Hoštice (Kat.-Nr. 13; 849,5 g). – 5 Albrechtice »Sedlo« (Kat.-Nr. 12; 878 g). – 6 Mnichovo Hradištĕ »Mužsky« (Kat-Nr. 16; 952 g). – 7 Šakvice »Bile břehy« (Kat.-Nr. 17; 847 g rek.). – 8 Ježkovice »Černov« (Kat.-Nr. 14; 876 g rek.). – 9-10 Plavecké Podhradie »Pohanskà« (Kat.-Nr. 20; 9: 810 g; 10: ? g). – 11 Hainberg »Braunsberg« (Kat.-Nr. 21; 550 g). – 12-13 Salzburg »Hellbrunner Berg« (Kat.-Nr. 22; 12: 297,15 g; 13: 120 g). – (1 nach Ruckstuhl 1989; 2 nach Soudská 1976; 3 nach Čižmář 1980; 4 nach Motyková 1977; 5 nach Chytráček / Metlička 2004; 6 nach Pleslová-Štiková 1981; 7 nach Horálková 1992; Čižmář 2002; 8 nach Originalvorlage; 9 nach Paulík / Tomčíková 2005; 10 nach Paulík 1976; 11 Humer 2006; Urban 1995; 12-13 nach Stöllner 1996). – M. = 1:3; 10 M. unklar. – formale Entsprechungen zu spätbronzezeitlichen Gewichten in Mitteleuropa und Italien sowie zu eisenzeitlichen Gewichten in Italien, Spanien und England, die zum Teil schon seit längerer Zeit als Waaggewichte angesehen werden, 268 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit 2 1 3 5 6 7 4 8 Abb. 3 Eisenzeitliche Gewichte aus England (1-4) und Spanien (5-8) aus Stein mit Eisenöse bzw. Gewichte aus Blei und Bronze: 1-2 Winklebury Camp (Kat.-Nr. 23). – 3-4 Danebury (Kat.-Nr. 24). – 5 Santa Coloma de Gramanet »Puig Castellar« (Kat.-Nr. 50). – 6-8 La Bastida de Les Alcuses (Kat.-Nr. 51; 6: 102,4 g; 7: 193,3 g; 8: 208 g, 123,8 g und 82,3 g). – (1-2 nach Smith 1977; 3 nach Cunliffe 1984; 4 nach Cunliffe / Poole 1991; 5 nach Iberer 1998; 6 nach Fletcher Valls / Plá Ballester / Alcácer Gro 1965; 7-8 nach Fletcher Valls / Plá Ballester / Alcácer Gro 1969). – M. = 1:3; 1-2 M. unklar. – der spätlatènezeitliche Hort aus dem Oppidum »Pohanská« bei Plavecké Podhradie in der Slowakei, in dem ein solches Objekt zusammen mit einem Waagebalken einer Schnellwaage gefunden wurde, und – in eingeschränktem Maße auch das Gewicht der Objekte, das vielleicht auf ein gemeinsames Gewichtssystem hinweisen könnte (die Ergebnisse hierzu sind bislang aber keineswegs eindeutig). TYPOLOGIE, FUNDKONTEXTE UND CHRONOLOGIE Typologie, Verbreitung, Fundkontexte und Chronologie sollen nur für die eigentliche Gruppe der Gewichtssteine mit Eisenöse aus Mitteleuropa (Kat.-Nr. 1-21) näher betrachtet werden. Die Objektgruppe zeichnet sich durch eine relativ große morphologische Variabilität aus. Neben eher birnen- bis eiförmigen Steinen (Kornwestheim, Plavecké Podhradie, Hainberg) gibt es auch ovale Steine mit elliptischem Querschnitt (Heuneburg, Weilheim, Burgweinting, Neunkirchen-Tobeläcker, Albrechtice). Manche besitzen eine Standfläche (Ehrenbürg, Středokluky, Hoštice, Mnichovo Hradiště, Winklebury Camp, Danebury). Zumindest bei diesen Stücken ist von einer Abarbeitung auszugehen. Einige weisen eine Verzierung auf, wobei es sich immer um umlaufende Rillen bzw. konzentrische Kreise handelt (Ehrenbürg, Walheim, Lauffen, Reutlingen/Achalm, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 269 Středokluky, Danebury). Die Eisenöse ist oft ausgefallen oder stark korrodiert. Trotzdem bleibt es fraglich, ob man F. Kleins Annahme folgen sollte, dass bei Einzelfunden von ösenartigen Eisenobjekten (LeingartenSchluchtern, Kirchheim/Neckar) auf ehemalige Steingewichte geschlossen werden kann (F. Klein 2004, 65). Die Datierung weist die Objekte meist den Stufen Hallstatt D und Latène A zu. Eine genauere Differenzierung ist oftmals schwierig. Nur wenige Stücke können jünger datiert werden. Das Objekt aus Hoštice wird entweder dem Duxer Horizont (Motyková 1977, 46) oder der Stufe Lt A (Čižmář 1980, 642) zugewiesen. Der Gewichtsstein vom Braunsberg bei Hainberg ist wahrscheinlich eher spätlatène- als hallstattzeitlich. Eindeutig spätlatènezeitlich ist die Datierung der zwei Funde aus dem Oppidum von Pohanská bei Plavecké Podhradie. Dort war bereits 1969 ein Gewichtsstein mit Eisenöse zutage getreten (Abb. 2, 10), und 1989 wurde dann ein weiterer in einem Hort mit Eisengegenständen entdeckt, der erst kürzlich vorgelegt wurde (Paulík / Tomčíková 2005). Dieses Depot IV/89 enthielt ein eiförmiges Gewicht aus Stein mit Eisenöse (Abb. 2, 9) und 34 andere Artefakte. Neben Beilen, Sicheln oder Sensen, einem Messer, einer Schere, einer Eisenkette (Fessel) und zahlreichen weiteren Gegenständen ist dabei insbesondere der Waagebalken einer Schnellwaage (Abb. 6, 6b) zu erwähnen. Insgesamt betrachtet können die Objekte vornehmlich in das 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. datiert werden – Pohanská und wohl auch Braunsberg zeigen aber an, dass diese Objekte noch in der Spätlatènezeit in Benutzung waren. Sie wurden bislang fast ausschließlich in Siedlungszusammenhängen geborgen. Aus einem Grabkontext stammt einzig das ungewöhnliche Objekt aus Sedlec-Hůrka (Abb. 2, 2), bei dem es fraglich ist, ob es überhaupt unserer Gruppe zugerechnet werden kann. Aufgrund einstweilen weitgehend fehlender Siedlungsquellen während der Mittellatènezeit fällt dieser Zeitabschnitt bei der Fundüberlieferung wohl aus. Hinsichtlich einer kontextuellen Auswertung bleiben die Befunde oftmals relativ unspezifisch. Das Objekt aus Hoštice wurde in einem Grubenhaus gefunden (Motyková 1977). Immerhin ist an anderen Fundorten mehrmals Eisenverarbeitung in räumlicher Nähe nachgewiesen. In Niedererlbach wurde das Objekt in Grube 83/1-3 innerhalb des grabenbewehrten »Herrensitzes« geborgen. Neben Scherben sind dort »vergleichsweise viele« Eisenfragmente gefunden worden, »deren Bestimmung ungeklärt bleiben muss« (Müller-Depreux 2005, 104; 108; 163 Kat.-Nr. 782-795 Taf. 49, 1-6). In der 8 m entfernten Grube 82/8-1 traten zwei vollständig erhaltene und ein fragmentierter Gusstiegel sowie viel Schlacke zutage (ebenda 85; 162 Taf. 48, 11-13). Mit ihnen wurde anscheinend Bronze aufgeschmolzen und gegossen. Es werden auch Eisenschlacken aus beiden Gruben sowie aus anderen Bereichen der Siedlung erwähnt (ebenda 108 Anm. 809). Auch aus Neunkirch-Töbeläcker (Ruckstuhl 1989), aus Kornwestheim (Joachim 1977, 195-197; Nebelsick / Kohnke 1985, 346), aus der Heuneburg und deren Außensiedlung (Sievers 1984, 81-83; S. Kurz 2000, 164 Taf. 46, 658; Drescher 2000) liegen Belege für lokale Eisen- bzw. Bronzeverarbeitung vor – allerdings nicht im direkten Fundkontext mit den Ösengewichten. Die Siedlung »Reps« in Eberdingen-Hochdorf mit dem Waagebalken und griechischer Keramik ist noch nicht publiziert worden, aber aus der nur wenig entfernten Siedlungsstelle »Lienle« konnte eine Grube mit zahlreichen Metallverarbeitungsresten vorgelegt werden (Modarressi-Tehrani 2004). Nach Ansicht der Bearbeiterin sind unbefestigte Flachlandsiedlungen wie die Siedlung bei Hochdorf – wie Bragny-sur-Saône / F (Flouest 1995) oder Sévaz »Tudinges«/CH (Mauvilly u.a. 1998) –, die alle nicht in direkter Nähe von »Fürstensitzen« lagen, bisher in der Forschung nicht angemessen gewürdigt worden. Die an diesen Orten nachgewiesene umfangreiche Metallverarbeitung und die Südimporte zeigen die Bedeutung dieser Siedlungsplätze an (Modarressi-Tehrani 2004, 56-59), die nicht direkt »Fürstensitzen« zugeordnet werden können (vgl. Kaenel 2005, 54; Müller / Lüscher 2004, 92 f.). Es wird vermutet, dass die Schmiede von Sévaz nicht für den Eigenbedarf, sondern für den Handel produzierten. Neben Endprodukten werden in erster Linie Barren bzw. Rohluppen verhandelt worden sein. Auffällig ist der nun mehrmals nachgewiesene Zusammenhang von intensiver Eisenproduktion und Südimporten rotfiguriger (frühlatènezeitlicher) Keramik (wie in Eberdingen-Hochdorf oder Sévaz »Tudinges«) oder zumin- 270 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit dest eines Imitats ebensolcher Keramik, wie jetzt in Chržín in Böhmen festgestellt wurde (Chytráček 2007). Metrologische Normen wären bei der genauen Wertbemessung und beim Handel des amorphen Materials Metall sehr hilfreich gewesen. Es fällt auf, dass die Kartierung der eisenzeitlichen Eisenbarren, insbesondere der Doppelspitzbarren (G. Kurz 1995, Abb. 2), sich zum Teil mit der Verbreitung der potentiellen eisenzeitlichen Waaggewichte (Abb. 7) deckt. Nur in Tschechien und Österreich sind Eisenbarrenfunde selten. Bereits R. Forrer nahm an, dass das Gewicht der Eisenbarren »vorzüglich auf das phönikische Gewicht, die Mehrzahl aber besser auf das römische Pfund reagiert« (Forrer 1906, 54 Anm. 1 Tab. 19). Nur durch eine systematische Aufnahme des Gewichts aller datierten eisenzeitlichen Barren ließe sich seine These überprüfen. Der großräumige Metallhandel könnte eine Ursache für das Aufblühen der späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Kultur gewesen sein. Gemäß L. Pauli (1985, 201) und G. Gassmann ist es relativ wahrscheinlich, dass die Fundgruppe der Barren »nicht nur zur Weiterverarbeitung bestimmt war, sondern vielleicht primär als Tauschmittel oder Geld zirkulierte« (Gassmann 2005, 83). Es ist verlockend, in unseren Objekten die Maßinstrumente zu sehen, mit denen das genaue Gewichte der Barren in Pfund und damit ihr Wert ermittelt wurde. Dafür müsste allerdings zuerst zweifelsfrei bewiesen werden, dass die späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Ösengewichte tatsächlich metrologische Gewichte sind. Einstweilen kann ein Zusammenhang zwischen der Nutzung unserer Objekte und dem Metallhandel freilich nicht wirklich demonstriert werden und bleibt Spekulation. Die späthallstatt- und latènezeitlichen Ösengewichte lassen sich unter formalen Gesichtspunkten mit Objekten aus drei Regionen vergleichen: England, Italien und Spanien. Die Objekte aus Winklebury Camp (Abb. 3, 1-2) und Danebury (Abb. 3, 3-4) lassen sich unserer Objektgruppe ohne Zweifel zuweisen; sie sind allerdings vornehmlich in die letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderte zu datieren (Danebury cp 7-8) und wären damit mit den Stücken aus dem Oppidum Pohanská bei Plavecké Podhradie (Abb. 2, 9-10) und dem Braunsberg bei Hainburg (Abb. 2, 11) zu vergleichen. Aus dem italischen Raum gibt es vereinzelt auch steinerne Ösengewichte: teils mit ausgefallener Öse (Marzabotto: Abb. 4, 4-5; Rom: Abb. 4, 6-7) oder massivem Eisenring (Cerveteri: Abb. 4, 11); sie können aber auch vollständig aus Metall bestehen (Satricum: Abb. 4, 13-14). Kopfgewichte kommen vereinzelt schon in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten vor (Chianciano: Abb. 4, 15-16), treten aber erst in der Kaiserzeit häufig auf (Franken 1994, 19; 26). Von der iberischen Halbinsel sind vereinzelt ebenso Ösengewichte bekannt gemacht worden, wie aus Santa Coloma de Gramanet (Abb. 3, 5) oder aus La Bastida de Les Alcuses (Abb. 3, 6-7). Ansonsten sind für die iberische Eisenzeit aber stapelbare scheibenförmige Gewichte aus Blei und Bronze typisch (Abb. 3, 8). Über 200 solcher Gewichte lassen sich inzwischen aus über zwei Dutzend eisenzeitlicher Fundstellen im Osten der iberischen Halbinsel nachweisen (diese scheibenförmigen Gewichte sollen hier aber nicht weiter behandelt werden; s. dazu zuletzt Grau Mira / Mortalla Jávega 2003/04; García-Bellido 2003). Ähnlich wie bei den mitteleuropäischen Gewichten ist bei den eisenzeitlichen Gewichten der iberischen Halbinsel einstweilen schwierig zu beurteilen, ob bei den Gewichten und ihren metrologischen Systemen spätbronzezeitliche Wurzeln anzunehmen sind (im portugiesischen Raum?: Vilaça 2003) oder ob die Gewichtsmetrologie die iberische Halbinsel erst mit der phönizischen Expansion erreichte – wie die neuen Funde aus Südspanien (El Cerro del Villar: Aubet 2002; García Bellido 2002; Huelva: Gonzáles de Canales / Serrano / Llompart 2006) andeuten könnten. Bei der Kartierung (Abb. 7) der potentiellen Waaggewichte der Eisenzeit (wobei vornehmlich die Gewichte aus dem 8.-4. Jahrhundert v. Chr. kartiert wurden) fallen deutliche Lücken auf, etwa in Frankreich 5 oder im slowenischen Raum. Es muss im Moment offen bleiben, ob eine umfassende Durchsicht aller Primärquellen diese Lücken in Zukunft schließen kann. 5 Zwei Gewichte, eines aus Keramik und eines aus Stein, haben sich in Bourges »Saint-Martin-des-Champs, Place Malus«, Dép. Cher, gefunden. Eines davon ist mit Abbildung publiziert wor- den (Milcent 2004, 454 Taf. 30, 2). Es (aus Stein oder Ton?) ist sowohl längs als auch quer durchbohrt und lässt sich unserer Gruppe damit nicht anschließen. Vgl. jetzt Addendum S. 288. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 271 1 3 2 4 5 6 7 8 9 11 10 12 13 14 15 16 Abb. 4 Eisenzeitliche Gewichte aus Italien des 7.-3. Jahrhunderts v. Chr.: 1-5 Marzabotto (Kat.-Nr. 37; 1: 1135 g; 2: 1830 g; 3: 3715 g; 4: 339 g; 5: 368 g). – 6-7 Rom »Comitium« (Kat.-Nr. 46; 6: 321 g; 7: 327 g). – 8 Servirola, San Polo d‘Enza (Kat.-Nr. 32; 349 g). – 9 Unbekannter Fundort (Kat.-Nr. 49; 143, 9 g). – 10 Montecchio Precalcino (Kat.-Nr. 27; ? g). – 11 Cerveteri (Kat.-Nr. 45; 750 g). – 12 Baia del Campese (Kat.-Nr. 41; ? g). – 13-14 Borgo Le Ferriere »Satricum« (Kat.-Nr. 47; 13: 267 g; 14: 340 g). – 15-16 Chianciano (Kat.Nr. 40; 15: 265 [-] g; 16: 576 g). – (1-5. 8. 10 nach Cattani 1995; 6-7 nach Gjerstad 1960; 9. 15-16 nach Maggiani 2001; 11 nach Cristofani 1996; 12 nach Bound 1991; 13-14 nach Nijboer 1998; 2006). – M. = 1:3; 10 M. unklar. 272 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit FORMALE ANALOGIEN AUS DER BRONZEZEIT Bereits ab der Zeit der frühesten Nutzung metrologischer Gewichte sind Waaggewichte mit Aufhängevorrichtung bekannt. Im frühbronzezeitlichen Ostmittelmeerraum fanden sich in Ebla (Ascalone 2005, 239 Abb.; Ascalone / Peyronel 2006, 53 Abb. 10) und Tarsus (Goldman 1956, 240 Abb. 395, 2) 6 Steingewichte mit ösenartiger Durchbohrung. Diese Objekte aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. wiegen 946 g bzw. 956 g und beziehen sich wohl jeweils auf die syrische Mine zu 470 g oder die mesopotamische Mine zu ca. 500 g (vgl. Rahmstorf 2006, 19-22). Das Gewicht aus Ebla wurde in der Nähe von Lapislazulibrocken gefunden: »ein ähnlicher Fund aus demselben Königspalast G von Ebla legt nahe, dass für das Abwiegen der Lapislazulibrocken eine Waage benutzt wurde, die aus einer Waagschale und einem Gewicht, das mit einem Seil am Loch festgemacht war, bestand« (Ascalone 2005, 239). Damit ist es schon für den frühesten Abschnitt der Nutzung von Waaggewichten wahrscheinlich, dass es nicht nur Waagschalengewichte (engl. »pan weights«), sondern auch Ösengewichte gab, die direkt an einem Ende des Waagebalkens befestigt wurden. Neben den kürzlich in größerem Umfang identifizierten Feingewichten aus Metall, die insbesondere in BzD-zeitlichen Gräbern gefunden wurden (Pare 1999), sind aus mitteleuropäischen Fundorten der jüngeren Bronzezeit auch ei- bis birnenförmige Gewichte mit Durchbohrung bzw. ausgezogener Öse, die komplett aus Stein bestehen, bekannt – etwa aus schweizerischen Seeufersiedlungen wie Mörigen und HauteriveChampréveyres (Abb. 5, 1. 6; Pare 1999, 500-503 Abb. 40, 1. 3. 5 Tab. 15; Leuvrey 1999, 79 Abb. 83 Taf. 78, 2). Auch in Süddeutschland finden sie sich in dieser Zeit vereinzelt, wie z.B. am Höglberg bei Landshut (Abb. 5, 5; Hofmann 2006, 57 Abb. 7). In Norditalien sind solche Objekte relativ häufige Funde in den Terramare-Siedlungen (Abb. 5, 7-8); sie werden dort seit 10 Jahren als Waaggewichte interpretiert (Cardarelli u.a. 1997; 2001). Nach Meinung von A. Cardarelli, M. Pacciarelli und P. Pallante wird diese Deutung von den ermittelten Gewichtswerten untermauert. Mögliche Waagebalken sind aus Norditalien ebenfalls überliefert (ebenda Abb. 18), wobei in manchen Fällen unklar bleibt, ob es sich bei den Stäben wirklich um Waagebalken handelt. Gewichte mit Ösen sind aus Mittelitalien (Sorgenti della Nova) aus der Spätbronzezeit und dem Übergang zur Eisenzeit bekannt (Abb. 5, 9-10; Nijboer 2006, 136 f. Abb. 11). Neben den Steingewichten mit Öse finden sich in den Terramare-Siedlungen auch Steinobjekte mit konvexer Ober- und Unterseite und einer konkaven Rille am größten Durchmesser. Besonders aus Frattesina sind sie bekannt, und sie werden von den italienischen Kollegen ebenfalls als Waaggewichte angesehen (Cardarelli u.a. 2001, Abb. 13-14; 17). In Mitteleuropa werden diese Objekte als »Kannelursteine« bezeichnet; sie sind typische Funde der nordischen Bronzezeit (Horst 1981), kommen aber durchaus auch in anderen Regionen vor, wie wiederum an den schweizerischen Seeufersiedlungen (Leuvrey 1999, 79-81 Taf. 79-83) oder etwa auch in Kroatien (Majnarič-Pandžič 1998, 249 Abb. 4, 4). In allen Regionen außerhalb Norditaliens sind sie bislang ohne zuweisbare Gewichtsangaben publiziert worden. Es wäre interessant, die These der italienischen Kollegen durch eine systematische Aufnahme dieser Objekte zu überprüfen. Einen wichtigen Hinweis auf ihre mögliche Nutzung geben wesentlich spätere Kannelursteine aus dem spätlatènezeitlichen Manching, wo zwei mit umlaufendem Eisenring mit Öse gefunden wurden (Jacobi 1974, 243 f. 346 Taf. 96, 1790-1791; 107, 5-6). Dieser Eisenring mit Öse verdeutlicht die Nutzung der Objekte wohl in hängender Form. Eisenzeitliche Kannelursteine (Asperg: F. Klein 2004, 65 Taf. 22F, 1; Castelir di Bellamonte: Leonardi 1973, Abb. 3, 9) weisen oft eine kreuzförmige Kannelierung auf und wurden schon im 6 Das Material wird bei Goldman 1956, 240 als Ton angegeben. Bei einer Autopsie im September 2006 in Tarsus konnte ich feststellen, dass es sich um Stein handelt. Für die Genehmigung, die Gewichte aus Tarsus sehen zu dürfen und für die Hilfe in Tarsus selbst danke ich sehr herzlich A. Özyar. Der Fritz Thyssen Stiftung danke ich für die Reisebeihilfe. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 273 3 6 1 2 7 8 5 4 9 10 Abb. 5 Spätbronzezeitliche Hängegewichte, teils mit metallener Öse, aus der Schweiz (1-2. 6), Frankreich (3-4), Deutschland (5) und Italien (7-10): 1 Mörigen (848 g). – 2 Auvernier (731,7 g). – 3 Forbach (71 g). – 4 Colombier (390 g). – 5 Landshut, Höglberg (? g). – 6 Hauterive-Champréveyres (1221 g ?). – 7 San Giuliano (420 g). – 8 Bismantova (390-392 g). – 9-10 Sorgenti della Nova (7: 316 g; 8: 286 g). – (1 nach Bernatzky-Goetze 1987; 2 nach Rychner 1979; 3 nach Bergthol 1925-26; 4 nach Forrer 1907; 5 nach Hofmann 2006; 6 nach Leuvrey 1999; 7-8 nach Cardarelli u.a. 2001; 9-10 nach Negroni Catacchio 1995). – M. = 1:3; 4-5 M. unklar. Zusammenhang mit der hier behandelten Objektgruppe gesehen (F. Klein 2004, 65). Insbesondere der Fund aus Castelir di Bellamonte lässt sich wiederum sehr gut mit Objekten aus Montesei di Serso (Kat.-Nr. 26) vergleichen, wo auch Kieselsteine mit Markierungen gefunden wurden (Cattani 1995, Taf. 21, 3-7). Ebensolche Objekte werden wiederum in Marzabotto (Kat.-Nr. 37) als Gewichte gedeutet. Zudem ist aus Servirola, San Polo d’Enza (Kat.-Nr. 32), ein Kannelurstein mit eingeritzten Zeichen bekannt, der gut zum Gewichtssystem aus Marzabotto passen könnte (ebenda 71 Taf. 18, 2). Möglicherweise war also die Nutzung der Kannelursteine gar nicht so unterschiedlich zu den hier behandelten Objekten. Im Rahmen dieses Beitrags können die Kannelursteine aber nicht näher betracht werden. Kehren wir deshalb zu den Ösengewichten aus spätbronzezeitlichen Kontexten zurück, die sich mit unserer Objektgruppe vergleichen lassen. Neben den Ösengewichten, die komplett aus Stein bestehen, gibt es auch einige Bleigewichte mit Metallöse. Sie sind wiederum aus Seeufersiedlungen der Schweiz (Auvernier: Abb. 5, 2; Colombier: Abb. 5, 4) sowie aus dem Elsass (Forbach: Abb. 5, 3) bekannt. Auf dem Mont Hérapel bei Forbach wurde das Objekt in einem anscheinend späturnenfelderzeitlichen Kontext gefunden (Bergthol 192526, 320 Abb. 190). Mit möglichen Gewichtssystemen dieser Gewichte aus Ha-A2-B3-zeitlichen Kontexten hat sich Ch. F. E. Pare (1999, 500-505 Abb. 40 Tab. 15) bereits näher beschäftigt; darauf soll hier nicht weiter eingegangen werden. Wichtig ist für uns in diesem Zusammenhang, dass Ösengewichte aus Mitteleuropa mit potentieller Funktion als Waaggewichte bereits aus der jüngeren Bronzezeit bekannt sind. 274 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit Fundort Masse Erhaltung möglicher Teiler Datierung Hellbrunner Berg (a) 120 g vollständig 2/5 × 300 HA D, Lt A-B Hellbrunner Berg (b) 297,15 g vollständig 1 × 297,15 HA D, Lt A-B Hainburg 550 g vollständig 2 × 275 Ha C-D1?, Lt C2-D? Heuneburg (a) 560 g vollständig 2 × 280 Ha D3 Walheim ca. 635 g vollständig 2 × 317,5? Ha D-Lt A/B Kornwestheim 800 g? vollständig? 3 × 267 Ha D-Lt A Stuttgart-Mühlhausen ca. 800 g vollständig 3 × 267 Ha D-Lt A Pohanská (a) 810 g vollständig 3 × 270 Lt D1 Šakvice 847 g, rek. fast vollständig, rekonstruiert 3 × 282 Lt A Hoštice 849,5 g vollständig 3 × 283 Lt A Černov 876 g, rek. weitgehend vollständig, rekonstruiert 3 × 292 Lt A 878 g vollständig 3 × 293 Lt A Albrechtice Mužský 952 g vollständig 3,5 × 272? Ha D-Lt A/B? Ehrenbürg (b) 1108 (-) g Öse fehlt (Originalgewicht geschätzt: 1150g) 4 × 277(-); (4 × 288) Lt A Burgweinting (a) 1334 g vollständig 5 × 267 Lt A/B Niedererlbach 1475 (-) g abgerieben, Öse fehlt (Originalgewicht geschätzt: 1500 g) 5 × 295(-); (5 × 300) Ha D-Lt A Heuneburg (b) 2120 (-) g wohl nahezu vollständig (Originalgewicht geschätzt: 2200 g) 8 × 265(-); (8 × 275) Ha D? Neunkirch-Tobeläcker 2860 (-) g Öse fragmentiert (Originalgewicht geschätzt: 2900 g) 10 × 286(-); (10 × 290) Ha D Ehrenbürg (a) 7400 (-) g Öse fehlt (Originalgewicht geschätzt: 7500 g) 25 × 296(-); (25 × 300) Lt A Tab. 1 Tabellarische Zusammenstellung der eisenzeitlichen Steingewichte mit Eisenöse mit Angabe des Gewichts, des Erhaltungszustandes, einer möglichen metrologischen Zuweisung und der Datierung. GEWICHT UND BERECHNUNGEN In der Tabelle 1 sind die Gewichte, die Masse, mögliche Vielfache von Einheiten und die Datierung der eisenzeitlichen Steingewichte mit Eisenöse aus Mitteleuropa zusammengetragen. Versuchsweise wurde als möglicher Teiler ein Wert von unter 300 g eingesetzt. Die einzelnen Gewichte würden dabei Vielfache (2/5×, 1×, 2×, 3×, 3,5×(?), 4×, 5×, 8×, 10× und 25×) dieses hypothetischen Werts darstellen. Allerdings läge dann die Spannbreite zwischen 267 g und 300 g, und die Abweichung vom Zielwert würde dabei teilweise bei über 10% liegen. Das Objekt aus Walheim (Abb. 1, 10) ließe sich überhaupt nicht einordnen. Auf der jetzigen geringen Materialbasis von nur 19 auswertbaren Objekten kann die Deutung der Objekte als metrologische Gewichte aufgrund der Gewichtswerte noch nicht wirklich überzeugen. Zumindest ist eine Häufung zwischen 800-900 g auffällig. Bei diesen Berechnungen müssen wir uns vergegenwärtigen, dass die Objekte oft nicht vollständig sind; außerdem fehlen insbesondere vielmals die eisernen Ösen. Dies bringt eine große Fehlerquelle in jeglichen Berechnungen mit sich. Eine Autopsie aller Objekte in Hinblick auf den Erhaltungszustand und mögliche Kalkulationen zum ursprünglichen Gewicht Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 275 war den Autoren bislang nicht möglich. Auch sind die Objekte auf unterschiedlichen Waagen abgewogen worden, die eine 0,1g-, 1g-, 10 g- oder gar nur 100 g-Genauigkeit besitzen. Weiterhin ist zu bedenken, dass das Auftreten der Objekte einen längeren Zeitraum abdeckt. Es bleibt unklar, ob es zu dieser Zeit zwischen Württemberg und Mähren überhaupt einheitliche Gewichtsstandards gegeben hat. Möglicherweise waren diese kleinräumig, jeweils für das Einzugsgebiet eines Herrscherterritoriums, organisiert. Wenn wir von einem Wert von 300 g oder etwas leichter ausgehen würden, dann würde ein solcher Standard in einem Bereich liegen, der in der mesopotamischen und antiken Terminologie als Mine (Pfund) bezeichnet wird. Ein Gewichtssystem setzt sich aus einer kleinen Einheit (je nach Region und Zeit als Schekel, Stater, Unze etc. bezeichnet), einer größeren bzw. mittleren Einheit (als Mine, Pfund, libra etc. bezeichnet; stellt meist das Zehn-, Vierzig-, Fünfzig- oder Sechzigfache der kleinen Einheit dar) und schließlich der größten Einheit, dem Talent (das wiederum meist das Vierzig-, Fünfzig-, Sechzig- oder Hundertfache der mittleren Einheit umfasst), zusammen. Solche Gewichtssysteme sind erstmals im dritten Jahrtausend im Vorderen Orient und bereits auch in Griechenland nachweisbar (Rahmstorf 2006). Während im dritten und zweiten Jahrtausend die Anzahl der verschiedenen Gewichtssysteme im Ostmittelmeerraum noch überschaubar ist, gibt es in der Eisenzeit eine enorme Vielzahl an unterschiedlichen und konkurrierenden Gewichtssystemen der einzelnen Stadtstaaten im Mittelmeerraum. Somit lässt sich die Frage, ob Gewichtssysteme aus dem mediterranen Raum als Vorbild gedient haben könnten, nicht leicht beantworten, denn aus dem italischen Raum kennen wir verschiedene Gewichtssysteme, deren überregionale Bedeutung, Genauigkeit und Persistenz jeweils umstritten sind. Das etruskische Gewichtssystem ist uns auf einer breiteren Materialbasis aus der etruskischen Stadt Marzabotto bekannt (einführend zum Fundort Bentz / Reusser 2008). Durch die Markierungen, die in einem logischen Verhältnis zum Gewicht der Objekte stehen, ist eine Deutung als Waaggewichte hier zweifelsfrei (Abb. 4, 1-3). Auf einem heute verschollenen rotfigurigen Kolonnettenkrater aus Etrurien aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wird eine große gleicharmige Waage dargestellt, in deren Schalen Gewichtssteine, wie sie aus Marzabotto und anderswo bekannt sind, zu ruhen scheinen (Spannagel 1981, Taf. 61). Doch auch hier gibt es eine größere Spannbreite in der Genauigkeit. Fast zwei Drittel der Gewichte fallen immerhin in eine Zone von 360-380 g (vgl. Cattani 1995, Abb. 2; 2001, Abb. 55). Ein mit drei Ritzungen versehenes Gewicht (Abb. 4, 1) wiegt 1135 g (3× 378), ein mit fünf Ritzungen versehenes (Abb. 4, 2) 1830 g (5 × 366). Daneben gibt es auch Gewichte mit Kreuz- bzw. Sternmarkierungen. Hiermit scheint das Zehnfache der Einheit markiert worden zu sein, wie bei dem hier abgebildeten 3715 g schweren Beispiel (Abb. 4, 3). Gerade für diesen Bereich zwischen 360 g und 380 g lässt sich aber keinerlei Häufung bei den mitteleuropäischen Gewichtssteinen feststellen. Somit scheint es wenig wahrscheinlich, dass der etruskische Standard aus Marzabotto als Vorbild gedient haben könnte. Es bleibt auch schwierig, zu beurteilen, ob alle ca. 70 potentiellen Waaggewichte aus Marzabotto wirklich so korrekt gedeutet sind. Zahlreiche weisen keine Markierungen auf und lassen sich leicht mit normalen Kieselsteinen verwechseln. Wichtig ist aber, dass aus Marzabotto auch potentielle Waaggewichte mit Durchbohrungen bekannt sind, durch die anscheinend eine Metallöse geführt war (Abb. 4, 4-5; Cattani 1995, 43-45 Kat.-Nr. 12. 14-16 Taf. 4, 1-2. 4-5). Unklar bleibt, ob ein birnenförmiges Gewicht aus San Polo d’Enza, Servirola (Abb. 4, 8), mit einer Anbohrung auch eine Aufhängevorrichtung besaß (Cattani 1995, 71f. Taf. 18, 3). Einfache Hängegewichte aus Kalkstein sind auch aus dem Votivdepot vom Comitium am Forum Romanum in Rom bekannt (Gjerstad 1960, 242-244 Abb. 153), die in das 6. bzw. 5. Jahrhundert v. Chr. datiert werden können. Zu diesem Komplex gehört auch ein Gewicht aus Blei mit Eisenöse. Den Bemühungen von A. Nijboer ist es zu verdanken, dass zumindest drei Objekte gewogen wurden. Sie wiegen zweimal 321g und einmal 327 g (Abb. 4, 6-7; Nijboer 2006, 110-113 Abb. 2, b). Sie können u.U. dem römischen Standard der libra (Pfund oder Mine) zu 327 g zugerechnet werden (ebenda 132). Dies könnte bedeuten, dass dieser in späterer Zeit so bedeutende Gewichts- 276 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit standard schon während des 6. bis 5. Jahrhunderts genutzt wurde. Weiterhin zeigen diese Gewichte, dass eine Kontinuität aus der jüngeren und späten Bronzezeit vorliegt, da ähnliche Gewichte aus der Po-Ebene (Abb. 5, 7-8: Terramare-Siedlungen) und Mittelitalien (Abb. 5, 9-10: Sorgenti della Nova) vorliegen. Neben möglichen Gewichtsstandards zu Pfundgewichten von 327g (römische libra) und 360-380 g (Marzabotto) gibt es aus der Eisenzeit Italiens noch weitere. Bereits E. J. Haeberlin hatte (mehr aus theoretischen Erwägungen) ein italisches Pfund (auch kampanisches oder römisch-attisches Pfund oder Mine genannt) zu 341g erschlossen (Haeberlin 1909, 101). Ein Bleigewicht mit Öse aus einer Kupferlegierung aus Satricum in Latium entspricht diesem Standard sehr genau (Abb. 4, 14; Nijboer 1998, 304 f. Abb. 65b; 2006, 133 Abb. 9d rechts). Es wurde in einem Votivdepot zusammen mit einer Waage geborgen (Abb. 6, 3), das in das 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Aus Satricum stammt allerdings ein weiteres Ösengewicht zu 267g, das dem sog. oskisch-latinischen Pfund (Haeberlin 1909, 102) zu 273 g entspricht. Ein weiteres Gewicht, ein zerkratztes, aber regelmäßiges Bleiobjekt aus Pithekussai, wiegt 268 g (Nijboer 1998, 315). A. Maggiani hat darauf hingewiesen, dass zusätzlich einige etruskische Gewichte einen Standard um 290 g nahe legen. So wiegt ein konisches Gewicht mit Dedikationsinschrift aus einer Privatsammlung 143,9 g (Abb. 4, 9), ein figürliches Ösengewicht aus Chianciano 265 g (Abb. 4, 15), ein weiteres figürliches Ösengewicht aus Chianciano 576 g (Abb. 4, 16) und schließlich ein Ösengewicht mit Dedikationsinschrift aus Cerveteri 750 g (Abb. 4, 11). Diese Gewichte deuten somit auf ein Gewichtsverhältnis von 1-2-4-5 bzw. 0,5-1-2-2,5 bei einem Pfund zu 290 g hin (Maggiani 2001). Die datierbaren Gewichte aus Chianciano und Cerveteri werden in das 3. Jahrhundert v. Chr. eingeordnet. Insgesamt sind damit für die vorrömische Eisenzeit in Italien möglicherweise vier verschiedene Gewichtssysteme anzunehmen. Allein bei der Betrachtung der italischen Gewichtssysteme fällt also eine sehr große Vielfalt an möglichen Gewichtsstandards auf, die eine sichere Zuweisung einzelner Gewichte zu einem Gewichtssystem schwierig macht – zudem wurde bei vielen sicheren oder potentiellen Gewichten aus Italien noch nicht die wichtigste Angabe, das Gewicht, publiziert, wie etwa bei den drei Gewichten aus dem Wrack von Baia del Campese bei der Insel Giglio (Abb. 4, 12; Bound 1991, 229 f. Abb. 68). Nähmen wir noch die überlieferten griechischen (Hitzl 1996) und phönizisch-punischen (Elayi / Elayi 1997) Gewichtssysteme in die Diskussion auf, würde sich das Spektrum der in der Eisenzeit im mediterranen Raum verwendeten Gewichtssysteme noch vergrößern. Hiermit soll gezeigt werden, dass auch in Regionen mit nachgewiesener Gewichtsmetrologie die sichere Zuweisung einzelner Gewichte zu überlieferten oder erschlossenen Gewichtssystemen große Schwierigkeiten bereitet. Die in der obigen Tabelle eingesetzten Werte könnten versuchsweise entweder einem »oskischen« Gewichtssystem zu 272 g oder einem »etruskischen« Gewichtssystem zu 290 g zugeordnet werden. Ob dies aber wirklich zutrifft oder ob man nicht ein unabhängig entstandenes Gewichtssystem annehmen sollte, bleibt bei der jetzigen Befund- und Publikationslage jedoch offen. Letztendlich belegen die bislang gesammelten Gewichtswerte der Objekte keineswegs sicher, dass es sich bei unseren Objekten um metrologische Gewichte handelt. Aufgrund der geringen Zahl und des oftmals unklaren Erhaltungszustands können auch mathematisch-statistische Tests wie etwa der Kendall-Formel einstweilen nicht weiterhelfen (Kendall 1974; Petruso 1992, 71-75). Wenn unsere Objekte aber tatsächlich metrologische Gewichte darstellen, dann ist zumindest augenscheinlich, dass es sich um Minen- oder Pfundgewichte, nicht um Feingewichte, handelt. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 277 WAAGEN Einfache Proportionalwaagen mit gleicharmigen Balken finden sich als archäologisch datierbare Funde seit dem dritten Jahrtausend v. Chr. im Ostmittelmeerraum, im Vorderen und Mittleren Orient (Rahmstorf 2006, 17-18; 20; 24-25; 29 Abb. 3). Erhalten haben sich entweder der Waagebalken (meist aus Knochen) oder die Waageschalen (aus Bronze). Aus dem zweiten Jahrtausend sind aus diesem Raum dann auch erste vollständig erhaltene Waagen belegt (etwa aus Ägypten: Freed / Markowitz / d’Auria 2000, 252 Abb.; Kat.-Nr. 160). Auch aus Südosteuropa (Medović 1995, 213 Abb. 4), Italien (Cardarelli u.a. 2001, 45-49 Abb. 18) und Mitteleuropa (Pare 1999, 449 Abb. 20, 14; 22A) kennen wir ab dem 14./13. Jahrhundert v. Chr. erste Funde von Waagebalken, die aus Knochen bestehen, wie etwa aus Marolles-sur-Seine in Frankreich (Peake 2004, 97 Abb. links). Dies passt chronologisch zu dem ersten sicheren Nachweis von Waaggewichten in Europa außerhalb des griechischen Raums (Pare 1999). Wenige Waagen können bislang aus der Eisenzeit vor dem 2.-1. Jahrhundert v. Chr. genannt werden. Hier können bislang nur drei Waagen aus Süddeutschland, Südfrankreich und Mittelitalien 7 aus dem 7.-5. Jahrhundert angeführt werden. Auf eisenzeitlichen Waagebestandteilen von der iberischen Halbinsel soll in diesem Rahmen nicht eingegangen werden. Bei einer systematischen Durchsicht frühereisenzeitlicher Grabungspublikationen wäre es wahrscheinlich möglich, weitere (fragmentierte) Bestandteile von Waagen aus Mitteleuropa, Frankreich und Italien zu ermitteln. Neben dem Waagebalken von Hochdorf (Abb. 6, 1) wären ein einfacher beinerner Waagebalken und bronzene Waageschalen aus der befestigten Siedlung Le Cayla bei Mailhac in Südfrankreich zu nennen (Abb. 6, 2; Gailledrat / Taffanel / Taffanel 2002, 90; 185 Abb. 78, 24-26; 164, 3). Diese Funde können in das 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Aus Satricum (Borgo le Ferriere) in Latium in Mittelitalien stammt, wie A. Nijboer eruieren konnte, eine weitgehend erhaltene Waage mit Aufhängevorrichtung, Balken, Resten der Ketten der Waagschalen sowie einer Waagschale (Abb. 6, 3; Nijboer 1998, 305 Abb. 66). Sie stammt aus dem Votivdepot 1, das in das 8.-6. Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Aus demselben Befund kommt auch das Bleigewicht mit einem Ring oder einer Öse aus Kupfer bzw. einer Kupferlegierung (Abb. 4, 14; ebenda 304 f. Abb. 65b; 2006, 133 Abb. 9d rechts). Hochinteressant sind nun die Markierungen auf der rechten Oberseite des Waagebalkens. Nijboer nimmt an, dass sie die Markierung für ein angehängtes Gegengewicht darstellen, das sich allerdings nicht fand oder nicht erhalten blieb. Der Waagebalken aus Hochdorf ist für einen mitteleuropäischen Fundort ein bislang einmaliges Objekt; er wurde wohl deshalb als Import aus dem mediterranen Raum angesehen (Biel 1991, 101; Müller / Lüscher 2004, 138 f.; Modarressi-Tehrani 2004, 57), und es wurde angenommen, dass der Gebrauch solcher Instrumente (und damit der Gewichtsmetrologie) aus dem Süden übernommen wurde. Eine nähere Auseinandersetzung und Einordnung dieses hochinteressanten Stücks ist bislang unterblieben. Biel beobachtete bereits, dass »ein Schenkel des Waagbalkens sechs Kerben trägt für ein kleines eingehängtes Gewicht zum Ausgleichen von Gewichtsdifferenzen« (Biel 1991, 101). Ein solches Tariergewicht wurde allerdings nicht gefunden. Die Bedeutung der Markierungen auf den Waagebalken von Satricum und Hochdorf für die Entwicklungsgeschichte der Waage und der Gewichtsmetrologie scheint bislang noch nicht erkannt worden zu sein. Es lassen sich grundsätzlich zwei Waagetypen unterscheiden: die gleicharmige Balken- oder Feinwaage und die »ungleicharmige Waage« oder Waage mit variablem Armlängenverhältnis. Die häufigste Variante der Waage mit variablem Armlängenverhältnis ist die sog. Schnellwaage, bei welcher der Gewichtsausgleich 7 Ein von Steuer (2007, 554) angeführter möglicher Waagebalken aus einem Brandgrab von San Ilario in der Reggio Emilia wird hier nicht als solcher akzeptiert. Weder die Deutung als Spindel (Damiani u.a. 1992, 201 Taf. 101, 1746) noch als Waagebalken überzeugen. Bei einer Funktion als Spindel sind die trompeten- 278 förmigen Schwellungen an den Enden des Stabs widersinnig, bei einer Deutung als Waagebalken läge die Schwellung in der Mitte nicht genau im selben Abstand zu beiden Enden. Zudem weist der Stab keine Durchbohrungen auf. L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit 1 2a 4 3 2b 2c 6a 5 6b Abb. 6 Waagen der älteren Eisenzeit (1-3), der jungeren Eisenzeit (6) und undatierte Waagen (4-5) aus Mitteleuropa, Sudfrankreich, Italien und ohne bekannten Fundort: 1 Eberdingen-Hochdorf »Reps« (Kat.-Nr. 3). – 2 Mailhac »Le Cayla« (Kat.-Nr. 25). – 3 Borgo Le Ferriere »Satricum« (Kat.-Nr. 47). – 4-5 Fundort unbekannt. – 6 Plavecké Podhradie »Pohanska« (Kat.-Nr. 20; 6a: Rekonstruktionszeichnung). – (1 nach Biel 1991; 1993; 2 nach Gailledrat / Taffanel / Taffanel 2002; 3 nach Nijboer 1998; 2006; 4 nach Jenemann 1984; 5 nach Jenemann 1985; 6 nach Paulík / Tomčíková 2005). – M. = 1:2; 4-6a o. M. mittels eines Laufgewichts, das auf dem mit Markierungen versehenen Laufgewichtsbalken verschoben wird, erreicht wird. Eine Schnellwaage benötigt also keine großen Sätze loser Gewichte wie eine Balkenwaage, ist aber nicht so präzise wie diese. Deshalb sind Waagen, die zur Münzwägung verwendet werden, immer gleicharmige Balkenwaagen. Als weitere Varianten der Waage mit variablem Armlängenverhältnis sind die sog. Besmer-Waage (auch als dänische Schnellwaage, Desemer, Bismar etc. bekannt), bei der die Lastschale und das Gegengewicht fest, die Aufhängung jedoch beweglich ist, und schließlich die Waage, bei der die Aufhängung und das Gegengewicht fest, die Lastschale aber beweglich ist (Jenemann 1989, 319 f. Abb. 1; 1994, 201-204 Abb. 1), zu nennen. Das früheste Auftreten der Waagen mit variablem Armlängenverhältnis, insbesondere der Schnellwaage, wird meist in das 2.-1. Jahrhundert v. Chr. datiert (ebenda Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 279 201f.; Franken 1993). Dies wird auch daraus geschlossen, dass die Hauptproduktion figürlicher Laufgewichte in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. in Italien einsetzt (Franken 1994, 13). Potentielle Laufgewichte sind aber bereits die von A. Maggiani in das 3. Jahrhundert v. Chr. datierten etruskischen Kopfgewichte aus Chianciano (Abb. 4, 15-16; Maggiani 2001). Die Besmer-Waage könnte bereits im 4.-3. Jahrhundert v. Chr. bekannt gewesen sein, da in der meist Aristoteles zugeschriebenen Schrift »Quaestiones mechanicae« anscheinend das Prinzip eines Besmers beschrieben wird und Besmer-Waagen bereits im frühen Hellenismus auf Münzen in Indien dargestellt sind (Jenemann 1994, 204-206). Es ist unserer Meinung nach anzunehmen, dass es Vorformen der Besmer- und Schnellwaagen gab, wie zunächst Waagen mit nur einer Schale und festem Gegengewicht (Abb. 6, 4), mit der nur immer die gleiche Menge abgewogen werden konnte (Jenemann 1984), bzw. gleicharmige Waagen, deren einer Arm mit Einkerbungen in gleichem Abstand versehen war, in die Gewichtsstücke eingehängt werden konnten (Abb. 6, 5) 8. »Durch diese, bei den späteren wissenschaftlichen Waagen als ›Reiter‹ benannte Vorrichtung ersparte man sich das Hantieren mit kleinen Gewichtsstücken und erreichte – jedenfalls aus heutiger Sicht gesehen – einen deutlichen Zeitgewinn. Zudem konnte so der Arbeitsbereich um etwa eine ganze Dekade erweitert und damit die Wägegenauigkeit verbessert werden« (ders. 1985, 167). Diese Eigenschaft zeigen unserer Meinung nach nun bereits die frühen Waagen aus Hochdorf und Satricum. Sie stellen ein Zwischenglied zwischen einer gleicharmigen Proportionalwaage und einer Laufgewichtswaage dar. Unsere Gewichtssteine mit Eisenöse können aufgrund ihrer Größe nicht als Reiter der kleinen Waage aus Hochdorf und Satricum verwendet worden sein, allerdings wären größere Waagen aus organischem Material (Holz, Knochen) vorstellbar. Dieser Faktor dürfte auch generell die geringe Zahl an überlieferten Waagen aus der Bronzezeit und weiten Teilen der Eisenzeit erklären. Die späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Gewichtssteine mit Eisenöse (Abb. 1-2) könnten als Gewichte an einem Ende einer gleicharmigen Balkenwaage installiert gewesen sein (Abb. 6, 4). Die Markierungen auf den Waagebalken von Hochdorf und Satricum zeigen aber an, dass das physikalische Prinzip der Waage mit variablem Armlängenverhältnis (Ware × Lastarm = Skalenarm × Laufgewicht) bereits ab dem 6.-5. Jahrhundert v. Chr. zumindest empirisch erkannt worden ist – möglicherweise wurde zu dieser Zeit bereits mit Tarier- oder Laufgewichten gearbeitet. Der Hort aus dem Oppidum von Pohanská bei Plavecké Podhradie demonstriert eindeutig die Nutzung unserer Objekte als Laufgewichte einer Schnellwaage ab der Spätlatènezeit (Abb. 2, 9; Abb. 6, 6a-b; Paulík / Tomčíková 2005, 89 Kat.-Nr. 15; 105 Abb. 17; 114 Taf. 4, 4) in Mitteleuropa. Wenn es sich bei den Gewichtssteinen mit Ösen tatsächlich um Waaggewichte handelt, wie hier argumentiert wurde, stellt sich die Frage, was damit abgewogen wurde. Da es durchweg schwere Objekte sind, stellen sie keine Feingewichte dar – ein hochpräzises Abwiegen war möglicherweise auch gar nicht erforderlich. Vielmehr scheint das schnelle Abwiegen großer bzw. schwerer Mengen oder Objekte beabsichtigt gewesen zu sein. Dies könnten Lebensmittel (auch Salz) und landwirtschaftliche Erzeugnisse gewesen sein, doch werden solche Waren meist entweder gezählt oder in Hohlkörper gefüllt und gemessen. Einzig amorphe Metallstücke entziehen sich dieser Methode, wenn wir nicht von genormten Tiegeln bzw. Gussformen ausgehen möchten. Für wertvolle Metalle sind die Ösengewichte sicherlich zu schwer und unpräzise – tagtäglich in weit größerem Umfang benutztes Eisen, Kupfer, Bronze oder auch Zinn könnte aber mit unseren Objekten in größeren Gewichtseinheiten abgewogen worden sein. 8 Hierbei ist allerdings anzumerken, dass beide hier exemplarisch abgebildeten Stücke (Abb. 6, 4-5) aus typologischen Gründen 280 nicht in eine solche postulierte Frühphase datiert werden können. L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit ERGEBNISSE In der Fachliteratur wurde bereits vielfach versucht, über die Endprodukte aus Edelmetall, Kupfer oder Bronze auf die verwendeten Gewichtssysteme zu schließen (u.a. Spratling 1980; Eiwanger 1989; Hoßfeld 2006; Dzbyński 2008). Dies ist aber der weitaus schwierigere Weg, der oft auch zu kaum nachvollziehbaren Resultaten führt. So nimmt etwa J. Eiwanger an, dass die Benutzer seines postulierten Gewichtssystems mit Teilern von 85/12 oder 185/6 rechneten (Eiwanger 1989, 448 Tab. B). Solche »Ergebnisse« sind nicht plausibel, und viel sinnvoller wäre es, zunächst nach potentiellen metrologischen Gewichten in der archäologischen Überlieferung zu suchen. Nicht nur »die Veröffentlichung der Gewichte von archäologischen Metallfunden ist für die weitere Forschung ein unabdingbares Desiderat« (Hoßfeld 2006, 198), sondern auch die Publikation des Gewichts aller sonstigen Funde wie auch der Steinobjekte. Erst durch die Gewichtsangabe lassen sich Hypothesen zu möglichen Waaggewichten systematisch überprüfen. Für die hier diskutierten Objekte aus Stein mit Eisenöse (Abb. 1-2) wird eine Deutung als Waaggewichte vorgeschlagen – diese kann aber für die späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Exemplare nicht zweifelsfrei erwiesen werden. Potentielle Gewichte sollten drei Kriterien (intuitiv erfassbar, mathematisch überprüfbar, archäologisch verifizierbar) erfüllen (vgl. Rahmstorf 2010): 1. Die potentiellen Gewichte sollten ein leicht erfassbares Gewichtssystem repräsentieren, das für den damaligen Benutzer im Alltag brauchbar gewesen sein muss – eine nötige Annahme von Brüchen wie 85/12 macht die Existenz des postulierten Gewichtssystems unwahrscheinlich. 2. Die Richtigkeit des intuitiv erfassten Gewichtssystems sollte durch mathematisch-statistische Methoden wie etwa der sog. Kendall-Formel beweisbar sein. 3. Die potentiellen Gewichte sollten in ausreichender Anzahl in archäologischen Befunden vorkommen, eine formal einheitlich zu umschreibende Objektgruppe darstellen, möglichst in Sets vorkommen und unterschiedliche Vielfache der bestimmten Grundeinheit repräsentieren. Schließlich sollten aus der Zeit der potentiellen Gewichte auch Waagen oder Bestandteile von Waagen bekannt sein. Die hier behandelten Objekte erfüllen diese Kriterien nur teilweise. Aufgrund der bislang geringen Anzahl bekannter, gewogener und vollständig erhaltener Objekte bleibt der intuitive Nachweis eines Gewichtssystems schwierig, und aufgrund der geringen Anzahl gewogener und vollständig erhaltener Objekte wurde auch auf die Anwendung eines mathematischen Verfahrens verzichtet. Auch hinsichtlich der archäologischen Verifikation gibt es Einschränkungen. So fehlen bislang geschlossene Funde mit mehreren dieser Objekte. Dieses Argument könnte allerdings vernachlässigt werden, wenn man annimmt, dass es sich bei diesen Objekten ausschließlich um schwere Gewichte (Minen- oder Pfundgewichte) handelte, die meist einzeln verwendet wurden, etwa um immer wieder die gleiche Menge abzuwiegen (vgl. Abb. 6, 4). Die wichtigsten Argumente für die Deutung dieser meist späthallstatt- bis frühlatènezeitlichen Objekte als metrologische Gewichte können somit nicht aus sich selbst heraus gewonnen werden, sondern sind indirekter Art. Es sind zum einen die formal-morphologischen Übereinstimmungen zu spätbronzezeitlichen Gewichten aus Mitteleuropa und Italien, zu eisenzeitlichen Gewichten aus England, Italien und Spanien und zu späteren römischen Gewichten. Für all diese Objektgruppen ist schon seit Langem eine Gewichtsnutzung entweder bewiesen oder höchstwahrscheinlich. Zum anderen bietet der Hortfund aus dem spätlatènezeitlichen Oppidum von Pohanská bei Plavecké Podhradie in der Slowakei einen wichtigen Hinweis, da sich darin neben einem Gewichtsstein mit Eisenöse u.a. auch ein Balken einer Schnellwaage fand. Der Gewichtsstein scheint in diesem Fall das Gegengewicht der Schnellwaage gebildet zu haben. Zwischen dem Fund von Pohanská und den späthallstatt- bis frühlatènezeitlichen Objekten stehen allerdings mehrere Jahrhunderte. Tatsächlich stellt sich erneut die Frage, wie alt die Schnellwaage wirklich ist. Hier wurde argumentiert, dass die Waagebalken von Hochdorf und Satricum bereits die Entwicklung zur Schnellwaage vor- Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 281 zeichnen und die Ösengewichte eben keine Waagschalengewichte, sondern Hängegewichte darstellen, die entweder fest an einer Seite des Waagebalkens saßen oder vielleicht schon entlang eines Schenkels des Waagebalkens verschoben wurden, also Laufgewichte darstellen. Gegen eine Deutung als Waaggewicht wurde eingewandt, dass man erwarten sollte, dass die Oberfläche dieser Objekte irgendwie bearbeitet sein müsste. Hierbei ist zu beachten, dass mit Markierungen versehene und damit eindeutig als Waaggewichte identifizierbare Gewichte aus Marzabotto und anderen eisenzeitlichen Fundorten Nord- und Mittelitaliens wie unsere mitteleuropäischen Ösengewichte keine abgearbeitete, geschweige denn polierte Oberfläche besitzen. Anscheinend wurden bewusst Kieselsteine ausgewählt, die bereits das gewünschte Gewicht aufwiesen. Dies zeigen schon die Gruppe kieselsteinartiger Gewichte aus dem jüngerbronzezeitlichen Fundort von Bordjoš in Serbien, die zusammen mit einem eindeutig als Waagebalken zu identifizierenden Objekt in einer Grube gefunden wurde (Medović 1995, 209214 Abb. 2-6, 1). Dies bringt nun die enorme Schwierigkeit mit sich, kieselsteinartige Gewichte identifizieren zu wollen, solange diese sich nicht durch Markierungen oder den Fundkontext als solche zu erkennen geben. Neueste Untersuchungsergebnisse zu Steinobjekten aus späthügelgräber- bis frühurnenfelderzeitlichen Gräbern aus Steinheim-Mühlheim in Hessen zeigen, dass einfache Kieselsteine Waaggewichte darstellen können (Richter im Druck). Diese bewusst in die Gräber beigegebenen Objekte weisen oft eine auffällige Form auf, manche sind etwa haken- und halbkugelförmig. N. Richter, die Bearbeiterin der Funde, konnte durch Berechnungen mittels der Kendall-Formel nachweisen, dass es sich bei diesen Objekten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit um Waaggewichte handelt. Dabei ist auffällig, dass manche Objekte abgearbeitet und überschliffen sind, andere jedoch nicht 9. Eine glatte, polierte Oberfläche und eine regelmäßige Form ist dagegen bei Steingewichten aus bronzezeitlichen Fundorten im Ostmittelmeerraum und dem Vorderen und Mittleren Orient üblich (vgl. Rahmstorf 2006, 9 f.), anscheinend aber nicht bei vorgeschichtlichen Gewichten aus Europa. Insgesamt betrachtet erfüllen die hier diskutierten Objekte die genannten drei Kriterien nur zum Teil; sie können mittels der Methoden zur Überprüfung potentieller Gewichte nur in einem gewissen Umfang getestet werden. Eine klare Antwort darauf, ob unsere Objekte als Waaggewichte richtig gedeutet sind, wird erst möglich sein, wenn mehr solcher Objekte in adäquater Weise publiziert sein werden und bessere kontextuelle Befunde bekannt sind. L. R. 9 Wir danken Frau N. Richter sehr herzlich für die Genehmigung, Ergebnisse aus ihrer noch unpublizierten Magisterarbeit nennen zu dürfen. Auch an anderen Fundorten wäre eine Überprüfung der Gewichte von bronzezeitlichen »Glätt- und Schleifsteinen« sinnvoll, etwa bei der Deponierung von 11 zum Teil ortsfremden 282 Steinen zusammen mit zwei Spinnwirteln unter einer urnenfelderzeitlichen Schüssel in Siedlungsbefunden in Lauda-Königshofen »Wöllerspfad«, Main-Tauber-Kr. (Oeftiger 2000, 55 Abb. 37). L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit KATALOG Im folgenden Katalog werden Gewichte aus Stein mit Eisenösen und eine Waage vor allem des 6.-5. Jahrhunderts v. Chr. aus Mitteleuropa (Kat.-Nr. 1-22) und vergleichbare Gewichte sowie Waagen in erster Linie aus dem älteren Abschnitt der Eisenzeit (8./7.-5. Jahrhundert v. Chr.) aus England, Frankreich, Italien und Spanien (Kat.-Nr. 23-51) angeführt. Insbesondere zu Vergleichszwecken werden eisenzeitliche Gewichte aus Italien genannt. Die Zusammenstellung der eisenzeitlichen, insbesondere der etruskischen Gewichte aus Italien beruht insbesondere auf der Arbeit von M. Cattani (1995), ergänzt durch die Beiträge von A. Nijboer (1998; 2006) und A. Maggiani (2001). Die Katalognummern entsprechen den Nummern der Kartierung in Abbildung 7. Soweit in der Literatur noch nicht vorgelegt, wurde das Gewicht der behandelten Objekte durch die Hilfe von Kollegen ermittelt. Hierfür möchten beide Autoren ihren herzlichen Dank aussprechen 10. Deutschland 1. Burgweinting, »Mühlfeld«, Stadt Regensburg, Bayern (Abb. 1, 9. 11) Flachlandsiedlung (ca. 3,5 ha) der Frühlatènezeit. Ein vollständiger und ein fragmentarischer Gewichtsstein stammen aus Gruben mit frühlatènezeitlicher Keramik. Bei beiden Stücken ist die Eisenöse erhalten. Das vollständige, gut erhaltene Stück wiegt 1334 g und misst 12,3 cm im Durchmesser (Zuber 2004, 49; 47 Abb. 13, 10-11). Es hat einen linsenförmigen, 6,6 cm starken Querschnitt. Freundl. Mitt. J. Zuber M.A. (Regensburg). 2. Herbertingen-Hundersingen, »Heuneburg«, Lkr. Sigmaringen, Baden-Württemberg (Abb. 1, 5-6) »Fürstensitz« der Späthallstattzeit. Zwei Gewichtssteine mit kaum bearbeiteten Außenseiten, jeweils mit erhaltener Eisenöse. Das vollständig erhaltene Stück aus Kalkstein (Abb. 1, 5) wiegt ca. 560 g und hat einen Durchmesser von 7,8 cm. Auf der Oberseite befindet sich eine konzentrische Rille um das Bohrloch. In dem Bohrloch steckt ein vierkantiger Eisenstab, der an der Unterseite in einem flachen Knopf endet. Mit Vorbehalt wird der Gewichtsstein in Periode Ia der Heuneburg (Ha D3) datiert. Der Sandstein des unvollständigen Stücks (Abb. 1, 6) ist gerissen und z.T. sekundär abgeplatzt. Die kräftige, hakenförmige Eisenöse ist erhalten. Der Gewichtsstein wiegt ca. 2120 g und hat eine Höhe von 16,25 cm (Sievers 1984, 57; 205; Taf. 155, 1794; 156, 1795). Freundl. Mitt. der Gewichtswerte durch H. Kaiser (Rastatt). Die verwendete Waage wiegt auf 10 g genau. 3. Eberdingen-Hochdorf, »Reps«, Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg (Abb. 6, 1) Siedlung der Frühlatènezeit (Lt A). Aus dem Keller eines Schwellbalkenhauses. Balken einer Proportionalwaage mit Markierungen. L. 11,6 cm (Biel 1991, 101 Abb. 65; 1993, 45; 293 Abb. 23 Kat.-Nr. 145b). Zur Datierung siehe Biel 1997; 2001; 2007. 10 Für das Wiegen der Objekte, teilweise auch für die Bereitstellung von Zeichnungen, Photographien und weiteren Unterlagen und Informationen in den letzten drei Jahren, danken wir folgenden Kollegen sehr herzlich (in Klammern werden die Fundorte der Objekte genannt): H. Kaiser (Heuneburg, Walheim); Th. Hoppe, J. Biel (Heuneburg); B.-U. Abels (Ehrenbürg); J. Zuber (Burgwein- 4. Kornwestheim, Kr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg Flachlandsiedlung der Späthallstatt-/Frühlatènezeit (nach Joachim wohl Ha D3-Lt A). Aus einer Siedlungsgrube (»Grube 40«) stammt ein sackförmiger Gewichtsstein aus Stubensandstein mit Spuren eines eisernen Ansatzes, wohl einer Aufhängevorrichtung. H. 10,5 cm; Gew. ca. 800 g (Joachim 1977, 183; 200). Momentan für eine genauere Gewichtsmessung nicht auffindbar. 5. Lauffen a. Neckar, »Brunnenäcker«, Lkr. Heilbronn, Baden-Württemberg (Abb. 1, 4) Frühlatènezeitliche Flachlandsiedlung (»Grube 3«). Fragmentarisch erhaltenes tropfenförmiges Sandsteingewicht mit rippenverziertem Oberteil und zwei Bohrungen für eine Aufhängevorrichtung (F. Klein 2004, 318 Taf. 109, B1). 6. Niedererlbach, »Erdwerk I«, Lkr. Landshut, Bayern (Abb. 1, 7) Befestigter »Herrensitz« der Späthallstatt-/Frühlatènezeit (Ha D-Lt A). Eiförmiger Gewichtsstein, der an zwei Seiten etwas abgeflacht und dort glatt ist, während er ansonsten eine eher raue Oberfläche besitzt. Laut Müller-Depreux könnte das Objekt aufgrund der leichten Abarbeitungen in sekundärer Verwendung als Mörser oder Ähnliches verwendet worden sein. Es wiegt 1475g, wobei allerdings 100g oder mehr fehlen dürften, da der Stein aus zwei Fragmenten zusammengesetzt ist, die Bruchkanten nicht mehr genau aufeinander passen und zudem die ehemals vorhandene Eisenöse nahezu vollkommen zerfallen ist (Müller-Depreux 2005, 104-106 Abb. 26 Taf. 49, 2). 7. Reutlingen, »Achalm«, Kr. Reutlingen, Baden-Württemberg (Abb. 1, 12) Höhensiedlung (»Rappenplatz«), vermutlich unbefestigt, mit hauptsächlich späthallstatt-/frühlatènezeitlichem Fundmaterial. Fragmentarisch erhaltenes Kalksteingewicht, oben mit vier Rillen und zentraler Bohrung für eine Aufhängevorrichtung (F. Klein 2004, 368 f. Kat.-Nr. 563c/19 Abb. 177, 23). ting); I. Balzer (Stuttgart-Mühlhausen, Walheim); M. Chytráček (Albrechtice, Středokluky); M. Čižmář (Ježkovice; Koryčany); M. Metlička (Sedlec-Hůrka); L. Šebela (Koryčany). Ein ganz besonderer Dank gilt J. Leichmann, der sogar das ursprüngliche Gewicht der leicht bestoßenen Objekte aus Ježkovice-»Černov« und Šakvice »Bílé břehy« rekonstruiert hat (siehe Kat.). Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 283 24 23 19 1 10 1 16 13 1 3 18 1 8 5 1 4 14 15 1 5 1 9 4 3 8 7 2 12 2 6 22 11 1 17 20 2 0 21 26 2 27 27 28 8 30 30 29 2 9 31 31 32 35 32-35 5 25 8 36 36 38 37 7 40 39 42 42 43 43 41 Eisenzeitliches n tliches li es vorrömisches v vorröm G wic Gewicht w c t ohne o ohn ne e nähere n g Datierung Ge cht de Gewicht des d 7.-5. Jh. vv.. Chr 7.-5. Chr.. G wich Gewicht Gew ht des 4.-1. Jh. vv.. Chr C 4.-1. Chr.. W aa aage age ge e des 7.-5 7.-5. 5. Jh. vv.. Chr. Chr Chr Waage Abb. 7 4 46 47 48 Kartierung der im Text besprochenen Gewichte vornehmlich des älteren Abschnitts der Eisenzeit (nicht kartiert: Spanien). 8. Stuttgart-Mühlhausen, Viesenhäuser Hof, Stadtkr. Stuttgart, Baden-Württemberg (Abb. 1, 8) Aus Befund 146 dieser ausgedehnten Siedlung der Späthallstatt-/Frühlatènezeit stammt ein vollständiger Gewichtsstein aus Stubensandstein mit korrodierter Eisenöse; H. 10,5 cm; Gew. ca. 800 g. Nach Aussage von I. Balzer (Esslingen) ist das Stück zur Zeit nicht auffindbar. 9. Walheim, »Burg«, Kr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg (Abb. 1, 10) Befestigte Höhensiedlung der Späthallstatt- und Frühlatènezeit, Grabung »Vorderer Burg«, Befund 150. Nach A. Busse »ein durchlochtes, verziertes, tropfenförmiges Steingewicht von 650 g« (Busse 1996, 79). Nach Überprüfung durch H. Kaiser mit einer Waage auf 10 g-Basis soll das Gewicht 635 g wiegen. H. ca. 12,5 cm. Für die Übersendung von Photographien danken wir I. Balzer (Esslingen). 284 44 45 10. Wiesenthau-Schlaifhausen, »Ehrenbürg«, Lkr. Forchheim, Bayern (Abb. 1, 1-3) Befestigte Höhensiedlung. Drei Gewichtssteine aus Kalkstein (Abb. 1, 1) bzw. Sandstein (Abb. 1, 2-3) stammen aus frühlatènezeitlichen Siedlungsgruben im Sattelbereich der Ehrenbürg. Die ursprünglich vorhandenen Eisenösen sind in keinem Fall erhalten. Das fragmentarische Stück ist mit Kreisaugen versehen. Die vollständigen Exemplare (ohne Eisenöse) wiegen 7400 g (Abb. 1, 2) und 1108 g (Abb. 1, 3) (Abels 1991/92, 56 Abb. 24, 14; 1993/94, 80 Abb. 40, 6-7). Schweiz 11. Neunkirch-Tobeläcker, Kt. Schaffhausen (Abb. 2, 1) Flachlandsiedlung der Späthallstattzeit (wohl Ha D3 und Beginn Lt A). Aus Grube 5 stammt ein vollständiger Gewichtsstein aus Granit mit eingelassener Eisenschlinge L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit (fragmentarisch erhalten). Umriss nahezu rund (H. 15,7cm; Br. 14cm) mit ovalem Querschnitt (Stärke 9,5cm). Gew. 2860g(-) (Ruckstuhl 1989, 66f. 76 Abb. 11, 1). Tschechische Republik 12. Albrechtice, »Sedlo«, Kr. Klatovy, Westböhmen (Abb. 2, 5) Befestigte Höhensiedlung, Fundmaterial hauptsächlich aus der Frühlatènezeit. Vollständig erhaltenes ovales Gewicht aus Quarzit mit Eisenöse. H. ca. 11,1 cm; Querschnitt linsenförmig (Chytráček / Metlička 2004, 40. 135136. 141; Abb. 8, 18). Nach freundl. Mitt. von M. Chytráček (Prag) wiegt der Gewichtsstein 878 g. 13. Hoštice, Kr. Praha-východ, Südwestböhmen (Abb. 2, 4) Flachlandsiedlung der Frühlatènezeit. Grubenhaus 1 datiert in den Duxer Horizont (Motyková) bzw. in die Stufe Lt A (Čižmář). Kegelstumpfförmiger Gewichtsstein, an der Oberseite eine Eisenschlinge mit eingehängtem Eisenring. H. 11,7cm; Gew. 849,5 g (Motyková 1977, 46 Taf. 1; Čižmář 1980, 642). 14. Ježkovice, »Černov«, Kr. Vyškov, Mähren (Abb. 2, 8) Ausgrabungen an der befestigten frühlatènezeitlichen (Lt A-) Höhensiedlung »Černov« haben ein Sandsteingewicht mit Eisenöse mit einer sehr kleinen Abspaltung zutage gebracht. Gew. 875,6 g. Für die Erlaubnis, diesen Neufund hier abzubilden, danken die Autoren M. Čižmář (Brno) sehr herzlich. (Čižmář 1993, 208). Besonders herzlich möchten wir J. Leichmann danken, der sich die große Mühe machte, die ursprüngliche Form des Objekts mit Gips wiederherzustellen. Mittels eines Messzylinders hat er die Dichte (2,2 g/cm), die Verdrängung und damit das ursprüngliche Gewicht von ca. 875,6 g rekonstruiert. 15. Koryčany, Kr. Vyškov, Mähren M. Čižmář (Brno) zufolge stammt ein Gewichtsstein mit Eisenöse (vermutlich der Stufe Lt A) von diesem Fundort (Čižmář 1980, 642). Laut Čižmář ist das Stück heute verschollen. Nach freundl. Mitt. von L. Šebela (Brno) ist das Gewicht im Archiv des Archäologischen Instituts in Brno mit 920 g angegeben. 16. Mnichovo Hradiště, »Mužský«, Kr. Mladá Boleslav, Nordböhmen (Abb. 2, 6) Befestigte Höhensiedlung. Fundmaterial aus der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Von der »Hrada«, aus Objekt 492, stammt ein vollständig erhaltenes Steingewicht mit Eisenöse. Gew. 952 g. Datierung unsicher (Pleslová-Štiková 1981, 118. 189 f. Abb. 21, 1). 17. Šakvice, »Bílé břehy«, Kr. Břeclav, Mähren (Abb. 2, 7) Aus Grube 2 dieser frühlatènezeitlichen Siedlung stammt ein weitgehend vollständig erhaltener Gewichtsstein rundlicher Form mit abgeflachten Seiten; die Eisenöse ist vollständig erhalten. Dimensionen: 10,7 × 8,2 × 5,2 cm; Gew. ca. 846,7 g. Der Befund der Grube 2 wird in die Stufe Lt A gesetzt (Horálková 1992, 275 Abb. 3, 12; Čižmář 2002, 254 Abb. 5, 10). Besonders herzlich möchten wir J. Leichmann danken, der sich die große Mühe machte, die ursprüngliche Form des Objekts mit Gips wiederherzustellen. Mittels eines Messzylinders hat er die Dichte (2,33 g/cm), die Verdrängung und damit das ursprüngliche Gewicht von ca. 846,7 g rekonstruiert. 18. Sedlec-Hůrka, Kr. Plzeň-jih, Südwestböhmen (Abb. 2, 2) Aus einem reich ausgestatteten Wagengrab der Stufe Lt A (Hügel 44). Zwillingskugel aus geschliffenem quarzartigen Gestein; L. 4,85 cm; mit einem fragmentarisch erhaltenen eisernen Ring umfasst. Nach freundl. Mitt. von M. Metlička (Pilsen) wiegt das Stück heute 71g; der Eisenring ist zu einem Fünftel erhalten (Franc 1988, 97 Taf. 41, 13a; Soudská 1976, 634 ff. Abb. 6, 21). 19. Středokluky, Kr. Kladno, Mittelböhmen (Abb. 2, 3) Aus einem Siedlungsbefund der Stufe Lt A. Gewicht aus Tonstein, mit eingeritzten Querlinien und Kreisaugen verziert, oben gebohrt für eine Aufhängevorrichtung (nicht erhalten). H. 5,5 cm (Čižmář 1980, 642 Abb. 1, 2). Nach freundl. Mitt. von M. Chytráček ist der aktuelle Aufbewahrungsort des Gewichtssteins unbekannt. Slowakei 20. Plavecké Podhradie, »Pohanská«, Kr. Senica (Abb. 2, 9-10) Von der Akropolis des mittel- bis spätlatènezeitlichen Oppidums »Pohanská« stammen zwei Gewichtssteine: von Terrasse T4 (Grube 3/69) ein vollständiges sackförmiges Exemplar mit Eisenöse (H. 10 cm; Gew. 256 g; Abb. 2, 10) und aus dem Depotfund IV/89 des 1. Jahrhunderts v. Chr. ein ähnliches eiförmiges Kalksteingewicht mit eiserner Öse (H. 9,7 cm; Gew. 810 g; Abb. 2, 9). Depotfund IV/89 beinhaltet ferner den eisernen Arm einer Schnellwaage (Abb. 6, 6b; Paulík 1976, 124 Kat.-Nr. 48; 154 Abb. 46, 1; Paulík / Tomčíková 2005, 89 Kat.-Nr. 15; 105 Abb. 17; 114 Taf. 4, 4). Österreich 21. Hainberg, »Braunsberg«, Niederösterreich (Abb. 2, 11) Befestigte Höhensiedlung mit Fundmaterial aus der Hallstattzeit (Ha C-D1) sowie der Latènezeit (Lt C2-D). Birnenförmiges Steingewicht mit Eisenöse (H. 9,5 cm; Gew. 550 g). Datierung unsicher, von O. Urban (1995, 503) zur latènezeitlichen Besiedlungsphase gerechnet (Urban 1995, 369 Nr. 2689; 370 Abb. 228, 2689; 1996, 382 Abb. 11 unten; Humer 2006, 34 Abb. 30, 125; 35 Kat.Nr. 125). 22. Salzburg, »Hellbrunner Berg«, Land Salzburg (Abb. 2, 12-13) Streufunde von einer Höhensiedlung der Späthallstatt/Frühlatènezeit. Scheibenförmiges Bronzegewicht, vollständig erhalten, aber leicht beschädigt (Dm. 5,2 cm; Gew. 297,5 g; Abb. 2, 12). Doppelkonisches Bleigewicht mit Eisenöse (Dm. 3,1cm; Gew. 120 g; Abb. 2, 13) Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 285 (Moosleitner 1979, 68 f. Abb. 13, 1; Stöllner 1996, 106; 2002, 164 Kat.-Nr. 189-190 Taf. 85, 189-190). England 23. Winklebury Camp, Hampshire (Abb. 3, 1-2) Befestigte Höhensiedlung der Eisenzeit. Genaue Datierung unsicher (nicht stratifiziert). Zwei Steingewichte, mit Standfläche und eiserner Aufhängevorrichtung (Gew. 2600 g und 3700 g; Cunliffe 1995, 412; Smith 1977, 108; 113; Abb. 40, 4. 7). 24. Danebury, Hampshire (Abb. 3, 3-4) Befestigte Höhensiedlung, mit insgesamt 36 Steingewichten. Die Mehrheit der stratifizierten Exemplare stammt aus Befunden der jüngeren Eisenzeit, ca. 2.-1. Jahrhundert v. Chr. (cp 7-8), aber ein Gewicht stammt aus einem Befund des 4. Jahrhunderts v. Chr. (cp 3). Die Gewichtssteine besitzen meist eine Standfläche und sind mit einer eisernen Aufhängevorrichtung (Öse) versehen. Drei Gewichte sind vollständig erhalten, sie wiegen 1587,9 g, 2406,5 g und 3004,9 g. Ein weiteres Gewicht ist fast vollständig: ca. 2631g (Cunliffe 1984, 408-412; Cunliffe / Poole 1991, 383; Cunliffe 1995, 70 Abb. 32; 408-412). Frankreich 25. Mailhac »Le Cayla«, Dép. Aude (Abb. 6, 2) Oppidum des 6. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Insgesamt vier Waagschalen und ein fragmentierter sowie ein vollständiger Waagebalken aus Knochen aus fouille 22, niveau II bzw. fouille 40, niveau II (Gailledrat / Taffanel / Taffanel 2002, 90; 185 Abb. 78, 2426; 164, 3-4). Italien 26. Montesei di Serso, Prov. Trento Eisenzeitliche Siedlung. Mindestens fünf Kieselsteine, die Markierung aufzuweisen zu scheinen. Gewichte und Maße unbekannt (Cattani 1995, 74 Taf. 21, 3-7 mit weiterer Lit.). 27. Montecchio Prescalcino, Prov. Vicenza (Abb. 4, 10) Kieselstein aus Porphyr mit sternförmiger Markierung. Gewicht und Maße unbekannt (Cattani 1995, 74 f. Taf. 22, 3 mit weiterer Lit.). 28. Costabissara, Prov. Vicenza Kieselstein aus Porphyr mit sechs Ritzungen. Gewicht und Maße unbekannt (Cattani 1995, 74 Taf. 22, 2 mit weiterer Lit.). 29. Montebello, Prov. Vicenza Fragment eines Steins aus Porphyr mit plankonvexem Querschnitt mit sechs erhaltenen Ritzungen auf der konvexen Oberseite. Gewicht und Maße unbekannt (Cattani 1995, 74 Taf. 22, 1 mit weiterer Lit.). 30. Forcello di Bagnalo San Vito, Prov. Mantova Etruskische Siedlung. Ein Gewicht aus einer Schicht der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Zylindrisches Gewicht aus Sandstein mit konvexer Oberseite (Dm. 286 8,3 cm; H. 8,7cm; Gew. 859 g; in gutem Erhaltungszustand). In der Schicht fand sich auch ein Bronzebarren mit der Inschrift »sekenei« auf einer Seite und zwei kreisförmigen Ritzungen auf der anderen Seite; Gew. 115,6 g. Keine Abbildungen zugänglich (Cattani 1995, 72 f. mit weiterer Lit.). 31. Genua, Prov. Genua Eisenzeitliches Oppidum. Zahlreiche Kieselsteine, teils mit Markierungen: a) Fragment eines Kieselsteins aus Serpentin mit etruskischer Inschrift »mi nemeties« (Gew. 9768 g; Cattani 1995, 73 Taf. 19, 3 mit weiterer Lit.); b) Fragment eines ovalen Kieselsteins aus Serpentin mit elliptischem Querschnitt mit noch drei erhaltenen Einritzungen (Gew. 3308(-) g; Cattani 1995, 73 Taf. 20, 1-2); c) großer ovaler Kieselstein mit elliptischem Querschnitt (L. 27,5 cm; Br. 22,6 cm; H. 9,6 cm; Gew. 9503 g; Cattani 1995, 73 Taf. 20, 3); d) Kieselstein aus Serpentin (L. 8,1cm; Br. 6,15 cm; H. 5,1cm; Gew. 397,4 g; Cattani 1995, 73 Taf. 21, 1-2); e)-f) zwei weitere Fragmente von Kieselsteinen. 32. Servirola, San Polo d’Enza, Prov. Reggio nell’Emilia (Abb. 4, 8) Bronze- und eisenzeitliche Siedlung. Acht potentielle Gewichte: a) ovales Objekt aus Sandstein (L. 12,5 cm; Br. 10,5 cm; H. 6,5 cm) mit elliptischem Querschnitt und vier Einritzungen (Gew. 1390 g; Cattani 1995, 70 Taf. 16, 2); b) zylindrisches Objekt aus Sandstein (L. 12 cm; Dm. 6 cm) mit konvexen Endflächen und fünf Längsrillen, die sich auf den Endflächen treffen (Gew. 725 g; Cattani 1995, 70 Taf. 16, 3); c) rundes Objekt aus Sandstein (Dm. 12 cm; H. 5,5 cm) mit elliptischem Querschnitt, eingeritzten Zeichen und umlaufenden Rillen am größten Durchmesser (Kannelurstein; Gew. 1187 g; Cattani 1995, 71 Taf. 17, 1-2); d) rundes Objekt aus Sandstein (Dm. 11cm; H. 5,7 cm) mit plankonvexem Querschnitt und sternförmiger Einritzung auf der Oberseite (Gew. 1105 g; Cattani 1995, 71 Taf. 16, 4-5); e) halbkugeliges Objekt aus Sandstein (Dm. 8,3 cm; H. 6,1cm) mit eingeritzten Zeichen (Gew. 730 g; Cattani 1995, 71 Taf. 17, 3-4); f) rundes Objekt aus Sandstein (Dm. 14,8 cm; H. 10,4 cm) mit elliptischem Querschnitt und dellenförmiger Eintiefung auf einer Seite im Zentrum (Gew. 3345 g; Cattani 1995, 71 Taf. 18, 1); g) rundes Objekt aus Sandstein (Dm. 11cm; H. 6,2cm) mit elliptischem Querschnitt mit kreuzförmiger Einritzung auf der einen und dellenförmiger zentrischer Eintiefung auf der anderen Seite (Gew. 1100g; Cattani 1995, 71 Taf. 18, 2); h) birnenförmiges Objekt aus Sandstein (H. 7,6 cm; max. Dm. 6 cm) mit Einbohrung auf der Oberseite und Einritzungen auf den Seiten (Gew. 349 g; Abb. 4, 8; Cattani 1995, 71f. Taf. 18, 3). L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit 33. San Rigo di Villa Coviolo, Prov. Reggio nell’Emilia Etruskische Siedlung des 5. Jahrhunderts v. Chr. Runder Kieselstein aus Sandstein mit Bestoßungen (Dm. 21,8 cm; H. 5,4 cm) mit kreuzförmiger Markierung (Gew. 3492 g; Cattani 1995, 72 Taf. 19, 2 mit weiterer Lit.). 34. Casale di Villa Rivalta, Prov. Reggio nell’Emilia Oberflächenfund aus Siedlung des 5. Jahrhunderts v. Chr. Kugel aus Sandstein mit zahlreichen Aufsplitterungen (Dm. ca. 15 cm; Gew. 3290(-)g; Cattani 1995, 72 mit weiterer Lit.). 35. Montecchio, Prov. Reggio nell’Emilia Etwas fragmentierter runder Kieselstein (Dm. 12,3 cm; H. 5,7 cm) mit elliptischem Querschnitt mit sternförmiger Ritzung (Gew. unbekannt; Cattani 1995, 72 Taf. 19,1 mit weiterer Lit.). 36. Bologna, Prov. Bologna Siedlung der Eisenzeit (Cattani 1995, 69: »archaisch«). Zahlreiche Kieselsteine, zumindest einer von ihnen trägt eine Markierung. Gewichte und Maße unbekannt (ebenda 69 f. Taf. 16, 1 mit weiterer Lit.). 37. Marzabotto, Prov. Bologna Etruskische Stadt. Spätes 6. bis frühes 4. Jahrhundert v. Chr. Von den ca. 70 potentiellen Gewichten aus Stein teilweise mit Markierungen (Brizio 1889, 343 f. Taf. 10; Cattani 1995, 21-66 Taf. 1-15) sollen hier nur die fünf näher beschrieben werden, die hier auch abgebildet sind (Abb. 4, 1-5). a) Ovales Objekt aus Sandstein (L. 11,8 cm; Br. 8,8 cm; H. 7,3 cm) mit elliptischem Querschnitt und drei Einritzungen (Gew. 1135 g; Abb. 4, 1; Cattani 1995, 49 Kat.-Nr. 29 Taf. 6, 4-5); b) flachzylindrisches Objekt aus Sandstein (Dm. 12,6 cm; H. 6,8 cm) mit fünf Einritzungen (Gew. 1827 g; nach Cattani ergänzt: 1830 g; Abb. 4, 2; Brizio 1889, 343 Taf. 10, 60; Cattani 1995, 51 Kat.-Nr. 35 Taf. 2, 60; 8, 3-4); c) quaderförmiges Objekt aus Sandstein (L. 17,5 cm; Br. 10,8 cm; H. 9,5 cm) mit kreuzförmiger Ritzung (Gew. 3715 g; Abb. 4, 3; Cattani 1995, 56 f. Kat.-Nr. 52 Taf. 10, 4-5); d) eiförmiges Objekt aus Kalkschotter (H. 6,8 cm; Dm. 5,5 cm) mit V-förmiger Durchbohrung auf der Oberseite (Gew. 339 g; Abb. 4, 4; Cattani 1995, 43 f. Kat.-Nr. 12 Taf. 4, 1); e) ovales Objekt aus mergeligem Kalkstein (L. 7,2 cm; Br. 6,8 cm; H. 5,7 cm) mit elliptischem Durchmesser mit Vförmiger Durchbohrung (Gew. 368 g; Abb. 4, 5; Cattani 1995, 44 Kat.-Nr. 14 Taf. 4, 2). 38. Spina, Prov. Ferrara Eisenzeitliche Siedlung. Zwei Objekte aus Kalkstein, eines zylindrisch (Dm. 20 cm; H. 8 cm) mit plankonvexem Querschnitt mit sternförmiger Markierung. Zum zweiten Objekt werden keine Angaben genannt (keine Gewichtsangaben; Cattani 1995, 70 mit weiterer Lit.). 39. Populonia, Prov. Livorno Fragment eines ovalen Kieselsteins (L. 8,5 cm; Br. 6 cm; H. 3 cm) aus Serpentin mit V-förmiger Markierung (keine Gewichtsangabe; Cattani 1995, 75 Taf. 22, 4 mit weiterer Lit.). 40. Chianciano, Fucoli, Prov. Siena (Abb. 4, 15-16) Zwei figürliche Laufgewichte. Nach Maggiani bereits in das späte 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. zu datieren: a) mit einem Frauengesicht auf zwei Seiten (H. 6,8 cm; Gew. 265 g; Abb. 4, 15); b) mit einem Silen- bzw. einem Menadengesicht (H. 8 cm; Gew. 576 g; Abb. 4, 16; Maggiani 2001, 67 Abb. 32-34). 41. Baia del Campese, Isola del Giglio, Prov. Grosseto (Abb. 4, 12) Schiffswrack. Spätes 7. bis frühes 6. Jahrhundert v. Chr. Drei Objekte aus Blei, die als mögliche Waaggewichte angesehen werden. Nur eines abgebildet, an das eine Pfeilspitze ankorrodiert ist. Keine Gewichtsangabe (Bound 1991, 229 f. Abb. 68). 42. Sovana, Prov. Grosseto Unregelmäßig geformtes Bronzeobjekt (L. 9,6 cm; max. Dm. 4,5 cm) mit Zeichen »sp« und drei Strichmarkierungen (Gew. 14,05 g; Cattani 1995, 34; 75 Taf. 22, 5 mit weiterer Lit.). 43. Orvieto, Prov. Viterbo Zwei potentielle Gewichte. Ein Objekt aus Eisen aus Kammergrab 85-86 der Nekropole von Cannicella. Keine Maß- und Gewichtsangaben. Ein nahezu kugelförmiges Objekt (ohne Materialangabe) mit einem Durchmesser von 4,5 cm aus Kammergrab 9 der Nekropole Crocifisso del Tufo (keine Gewichtsangabe; Cattani 1995, 75 mit weiterer Lit.). 44. Tarquinia, Prov. Viterbo Vier unregelmäßig eiförmige Gewichte aus grünem Trachyt. Gew. 2000 g, 2940 g (mit kreuzförmiger Markierung), 9950 g und 16 950 g (Cattani 1995, 75 mit weiterer Lit.). 45. Cerveteri, Prov. Rom (Abb. 4, 11) Heiligtum in der Flur San Antonio. Schicht des 3. Jahrhunderts v. Chr. Eiförmiges Bleigewicht mit Öse und Dedikationsinschrift. H. 10 cm; Gew. 750 g (Cristofani 1996; Maggiani 2001, 67 Abb. 35). 46. Rom »Comitium«, Prov. Rom (Abb. 4, 6-7) Aus einem Votivdepositum unter dem Lapis Niger auf dem Comitium in Rom; wahrscheinlich 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. (Gjerstad 1960, 242-244 Abb. 153; Nijboer 2006, 110-115; 132 Abb. 2b). 47. Borgo Le Ferriere »Satricum«, Prov. Latina (Abb. 4, 13-14; 6, 3) Zwei Gewichte und eine Waage. Ein Gewicht aus Blei mit Eisenöse und einer Eisenbosse als Markierung (H. 3,2 cm; Gew. 267 g; Abb. 4, 13), das andere Gewicht aus Blei mit einer Ringöse aus legiertem Kupfer (H. 6,7 cm; Gew. 340 g; Abb. 4, 14). Kleine gleicharmige Balkenwaage (Abb. 6, 3) aus legiertem Kupfer mit Ringkette zum Auf- Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 287 hängen sowie teils erhaltenen Ringketten an den Enden des Balkens; L. 4,8 cm. Eine zugehörige Waagschale konnte von A. Nijboer im Villa Giulia Museum in Rom lokalisiert werden. Der Waagbalken besitzt auf einer Seite Markierungen (Nijboer 1998, 304-306 Abb. 65-66; 2006, 132 f. Abb. 9a-b. d). 48. Pithekussai, Isola d’Ischia, Prov. Napoli Griechische Kolonie. Spätes 8. bis frühes 7. Jahrhundert v. Chr. Aus einer metallverarbeitenden Werkstatt. Bleischeibe, die durch einen Bronzering gefasst ist; Dm. 1,7 cm; D. 0,6 cm; Gew. 8,79 g (J. Klein 1972, 37 Abb. 5 links; Buchner 1979, 135; Ridgway 1992, 44 f.). Von einem Bleigewicht ohne Kontext zu 268 g berichtet A. Nijboer (1998, 315). 49. Unbekannter Fundort (Abb. 4, 9) Konisches Gewicht mit Dedikationsinschrift. Datierung über Inschrift in das 3. Jahrhundert v. Chr. (H. 3,9 cm; Dm. 3,95 cm; Gew. 143,9 g; Maggiani 2001, 67 Abb. 30). Spanien 50. Santa Coloma de Gramanet »Puig Castellar«, Barcelona (Abb. 3, 5) Iberische Siedlung. Halbkugelförmiges Steingewicht mit eingelassenem Eisenring. Auf dem Stein ist eine Inschrift eingeritzt, vielleicht ein Personenname oder messtechnische Angaben. Undatiert. Dm. ca. 7 cm; Gew. unbekannt (Iberer 1998, Kat.-Nr. 84). 51. La Bastida de Les Alcuses, Moixent, Valencia (Abb. 3, 6-8) Iberische Siedlung. Besiedlung von der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bis zum dritten Viertel des 4. Jahrhunderts v. Chr. (nach Fless 2002, 48-50). Zahlreiche griechische Importkeramik nachgewiesen. Ca. 50 meist scheibenförmige Gewichte aus Bronze oder Blei mit leicht konischem Seitenprofil und quadratischer Durchbohrung in der Mitte. Sie waren stapelbar wie die Stücke aus Bronze aus Raum 100 der Siedlung (Abb. 3, 8 links: Dm. 4,4 cm; Gew. 208 g; Abb. 3, 8 Mitte: Dm. 3,8 cm; Gew. 123,8 g; Abb. 3, 8 rechts: Dm. 3,3 cm; Gew. 82,3 g). Zwei Gewichte aus Blei sind jedoch Ösengewichte; sie stammen aus Raum 2 (Abb. 3, 6; Dm. 2,9 cm; Gew. 102,4 g) und aus Raum 68 (Abb. 3, 7; H. 5,7 cm; Gew. 193,3 g; Fletcher Valls / Plá Ballester / Alcácer Gro 1965, 36 f. Nr. 41; 1969, 108 f. Nr. 109; 331f. Nr. 301-303). Ch. F. E. P. / L. R. ADDENDUM JANUAR 2009 O. Buchsenschütz und B. Pescher machten uns freundlicherweise auf einen Neufund aus den Grabungen an der »Port Sec Sud« im Osten des Stadtgebietes von Bourges aufmerksam (Augier 2008a; Augier 2008b; Pescher 2007; Pescher 2008; Ralston 2007, 231–233). Nach dem oben (siehe Anmerkung 5) bereits erwähnten Gewicht aus Terrakotta (siehe jetzt Milcent 2007b, 210–211 Taf. 99; 158, A), das nicht unserer Gruppe zugerechnet werden kann, lässt sich nun tatsächlich ein steinernes Ösengewicht (Abb. 8) aus Bourges anführen. In einer über vier Meter langen Grube, die durch Funde von Nadel- und Fibelfragmenten in Hallstatt D3 oder Latène A datiert werden kann, wurde in der Grabung im Jahre 2008 ein Gewicht aus Kalkstein mit Eisenöse geborgen (F37-08, US37078, no6401). Es ist 9,65 cm lang und besitzt einen maxi- Abb. 8 Späthallstattzeitlich-frühlatènezeitliches Gewicht aus Stein mit Eisenöse aus Bourges »Port-Sec sud«, Frankreich. – (Nach Originalvorlage). – M. = 1:3. 288 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit malen Durchmesser von 6,6 cm. Das Objekt ist stark bestoßen (Restgewicht: 403,3 g) und kann somit nicht für metrologische Kalkulationen verwendet werden. Nach Auskunft der Ausgräber stammen aus derselben Grube auch Kupfer- und vor allem Eisenreste, die auf metallurgische Tätigkeiten, also die ursprüngliche Existenz einer Schmiede schließen lassen. Damit passt der Fundkontext in die Reihe von Fundplätzen, wo Eisenarbeitung in unmittelbarer Nähe zu der Fundstelle des Gewichts nachgewiesen wurde. Somit deutet sich auch an, dass die oben für Frankreich angesprochene Fundlücke bei sorgfältiger Durchsicht des publizierten und unpublizierten Materials sich schließen dürfte. In Abb. 7 wäre Bourges noch nachzutragen, das mit einer Größe von wohl über 100 ha und seinem vielfältigen Fundmaterial inzwischen zu den bedeutendsten Fundorten des späteren 6. und 5. Jahrhunderts in Frankreich zu zählen ist (vgl. Ralston 2007). Zu erwähnen wären auch Funde von griechischer Keramik aus »Port Sec Sud«. Somit kann zudem der oben angedeutete, an verschiedenen Fundplätzen feststellbare Zusammenhang zwischen intensiver Eisenproduktion und Südimporten durch die Funde und Befunde von »Port Sec Sud« und möglicherweise auch anderswo in Bourges (Milcent 2004, 292; Dubosse 2007, 146–147) weiter betont werden 11. LITERATUR Abels 1989/90: B.-U. Abels, Überblick über die Besiedlung der Ehrenbürg in vorgeschichtlicher Zeit. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 30/31, 1989/90, 103-122. Matthiae (Hrsg.), Da Pyrgi a Mozia. Studi sull’archeologia del Mediterraneo in memoria di Antonia Ciasca. Vicino OrienteQuaderno 3/1-2 (Rom 2002) 29-40. 1991/92: B.-U. Abels, Ausgrabungen und Funde in Oberfranken 7, 1989-90. Sonderdruck aus: Geschichte am Obermain. Jahrb. Coll. Hist. Wirsbergense 18, 1991/92. Augier u.a. 2008a: L. Augier, O. Buchsenschutz, A. Filippini, B. Pescher, I. Ralston, M. Salin, J. Troades, I. Ralston, La fouille de Port-Sec sud à Bourges: un »sauvetage programmé«. Les Dossiers d'archéologie 326, 2008, 10-15. 1993/94: B.-U. Abels, Ausgrabungen und Funde in Oberfranken 8, 1991-92. Sonderdruck aus: Geschichte am Obermain. Jahrb. Coll. Hist. Wirsbergense 19, 1993/94. Alberti / Ascalone / Peyronel 2006: M. E. Alberti / E. Ascalone / L. Peyronel (Hrsg.), Weights in context. Bronze Age weighing systems of Eastern Mediterranean: chronology, typology, material and archaeological contexts. Proceedings of the International Colloquium, Roma 22nd-24th November 2004. Istituto Italiano di Numismatica, Studi e Materiali 13 (Rom 2006). Ascalone 2005: E. Ascalone, Mesopotamien. Sumerer, Assyrer und Babylonier. Bildlexikon der Völker und Kulturen 1 (Berlin 2005). Ascalone / Peyronel 2006: E. Ascalone / L. Peyronel, Early Bronze Age IVA weights at Tell Mardikh-Ebla. Archaeological associations and contexts. In: Alberti / Ascalone / Peyronel 2006, 49-70. Aubet 2002: M. E. Aubet, Notas sobre tres pesos fenicios del Cerro del Villar (Málaga). In: M. G. Amadasi Guzzo / L. Liverani / P. 11 Für die Genehmigung, dieses noch unpublizierte Objekt hier erstmals vorlegen zu dürfen und für die Bereitstellung von Zeichnungen, Photographien, Planmaterial und zusätzliche Informa- 2008b: L. Augier, O. Buchsenschutz, R. Durand, Ph. Maçon, B. Pescher, I. Ralston, Le site protohistorique de Port Sec sud à Bourges (Cher), campagne 2007. Bull. Assoc. Française pour l'Étude de l'Age du Fer 26, 2008, 9-10. Bentz / Reusser 2008: M. Bentz / C. Reusser, Marzabotto: Planstadt der Etrusker (Mainz 2008). Bergthol 1925-26: E. Bergthol, Un poids préhistorique trouvé au Mont Hérapel près Forbach. Cahiers Arch. et Hist. Alsace 4, 1925-26, 319-320. Bernatzky-Goetze 1987: M. Bernatzky-Goetze, Möringen. Die spätbronzezeitlichen Funde. Antiqua 16 (Basel 1987). Biel 1991: J. Biel, Weitere Grabungen in Eberdingen-Hochdorf, Kreis Ludwigsburg. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1991, 97102. tionen danken wir sehr herzlich B. Pescher, O. 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Einen klaren Hinweis liefert der spätlatènezeitliche Hort vom Oppidum Pohanská bei Plavecké Podhradie in Mähren, in dem sich neben zahlreichen Eisenwerkzeugen auch der Waagebalken einer Schnellwaage und ein solches Steingewicht mit Eisenöse zusammen fanden. Die gleicharmigen Waagen mit Markierungen auf einem Schenkel aus Hochdorf und Satricum zeigen an, dass die Entwicklung zum Prinzip der Schnellwaage mit Laufgewicht bereits im 6.-5. Jahrhundert v. Chr. begonnen hatte. Möglicherweise wurden die Ösengewichte beim Eisenhandel verwendet. Ein eindeutiger Beweis für die Nutzung der späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Ösengewichte als metrologische Gewichte kann einstweilen aber nicht erbracht werden. SUMMARY Concerning weight-stones of the Late Hallstatt and La Tène Periods Metrological weights of the Late Hallstatt and the Early La Tène Period are hardly known up to now. Concerning the emergence of the Late La Tène monetary system and the connected metrology no precursors have hitherto been proven. In this paper stone objects with iron lugs, especially from the periods Ha D3 and LT A, are discussed as potential balance-weights. Because of their size and mass, they could be termed pound- or mina-weights, not fine weights. This identification is supported by formal analogies with weights with lugs from the Late Bronze Age of Central Europe and Italy and with Iron Age weights with iron lugs from Italy, Spain and England. A clear clue is provided by the Late La Tène hoard from the oppidum Pohanská near Plavecké Podhradie in Moravia, where beside numerous iron tools there were also found the balance-beam of a steelyard together with such a stone weight with iron lug. The equipoised balances with markings on the beam from Hochdorf and Satricum demonstrate that the development of the principle of the steelyard with sliding weight had already begun in the 6th / 5th century B.C. Possibly the lugged weights were employed in iron trading. A definite proof for the use of Late Hallstatt and Early La Tène lugged weights as metrological weights is for the time being still pending. Translation: C. Bridger 294 L. Rahmstorf · Ch. Pare · Zu Gewichtssteinen der Späthallstatt- und Latènezeit RÉSUMÉ Au sujet de poids en pierre du Hallstatt final et de La Tène On ne connaît jusqu’ici pratiquement pas de système pondéral pour le Hallstatt final et le début de La Tène, ni d’étapes préliminaires à l’essor du monnayage de La Tène finale et de la métrologie qui l’accompagne. Cet article traite d’objets en pierre munis d’une anse de fer, datant surtout des phases Ha D3 et LT A, et considérés comme des poids de balance potentiels. Leur taille et leur masse en font plutôt des poids d’une livre ou d’une mine que des poids fins. Cette identification s’appuie sur des analogies formelles avec des poids ansés du Bronze tardif d’Europe centrale et d’Italie, ainsi que sur des poids ansés de l’âge du Fer d’Italie, Espagne et Angleterre. Le dépôt de La Tène tardive trouvé dans l’oppidum de Pohanská près de Plavecké Podhradie (Moravie) en livre un indice éclatant avec la présence du bras d’une balance romaine et d’une pierre à anse de fer parmi de nombreux autres outils en fer. Les balances à fléau de Hochdorf et Satricum, avec un bras portant des marques, indiquent que la mise au point du principe de la balance romaine avec poids mobil avait déjà commencé aux 6e-5e siècles av. J.-C. Il est possible que les poids ansés fussent utilisés pour le commerce du fer. Actuellement, on ne peut cependant fournir aucune preuve de l’utilisation des poids ansés du Hallstatt final et du début de La Tène en tant qu’éléments de mesure. Traduction: Y. Gautier Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54 · 2007 295